Der erste große Schlagabtausch der Superhelden beginnt endlich. Die Fledermaus und der Sohn Kryptons geben sich Backengeklatschtes. Viele waren gespannt, was das nun wird, wenn man bedenkt, dass im Vorfeld schon so viel verraten wurde.
„Kennen Sie die älteste Lüge Amerikas?“
18 Monate sind vergangen, seitdem Superman gegen General Zod antrat. Die Bevölkerung hat sich in zwei Lager gespalten: Die einen verehren Superman als Helden, die anderen sehen in ihm eine Bedrohung. Zu den Zweiflern gehört Bruce Wayne alias Batman. Denn er war dabei, als Supermans Kampf halb Metropolis zerstört hat. Während Batman versucht herauszufinden, wie man Superman aufhält, arbeitet der junge Lex Luthor daran Superman als falschen Gott zu entlarven und ihn zu töten.
„Bleib unten! Wenn ich wollte, wärst du bereits tot!“
Ich muss sagen, ich hatte mich heute irgendwie auf den Film gefreut. Ja, ich hatte Erwartungen aber dachte mir schon, dass es jetzt nicht der Hit wird. Wir alle kennen ja die Trailer. Dennoch irgendwie war ich neugierig zu sehen, wie der Film wird. Und da muss ich meinem Nerdzig-Kollegen Chris wirklich Recht geben, auch ich habe mich auf das Aufeinandertreffen der beiden gefreut. Wenn er so wird, wie „Man of Steel“ - dann okay. Unterhalten hat er mich damals, auch wenn es kein Superman-Film war.
Soweit die Herangehensweise. Jetzt lief da also dieser Film. Und ich sage BULLSHIT. Es kommt einem so vor, als ob Warner kein Geld mit DC-Filmen und -Charakteren machen will. Da wird irgendein großer Regisseur engagiert und ein Null Acht Fünfzehn Drehbuch aus dem Kaugummiautomaten rausgeholt. Viel CGI drüber und den Film vollpacken mit allerlei, um auf den Justice League Film zu verweisen und – Bämm, wir haben dieses Machwerk.
Der Film ist vollgestopft. Neben einer kurzen Anfangssequenz über Batmans Herkunft, wird gleich zu den Ereignissen beim Endfight von „Man of Steel“ übergeleitet. Das gefiel mir gut. Man erfährt die Sicht von Bruce Wayne. Wie er das Ganze erlebt hat und warum er in Superman eine Bedrohung sieht. Wir kriegen ebenfalls einen kurzen Einblick in Supermans Privatleben. Denn Clark lebt jetzt mit Lois zusammen. Und ja, sie weiß wer er ist. Das passiert alles in den ersten Minuten des Films. Dann haben wir oft sehr viel Traumscheiß. Sei es Batmans „Mad Max“ Traum von einer zukünftigen Welt mit Superman oder Supermans Selbstfindung, nachdem er erkennt, dass die Welt schlecht ist.
Das muss man dem Film auch lassen. Superman nervt hier mal nicht als Held. Er hat damit zu hadern, das er nur das Richtige tun möchte, aber die Menschheit eben zu sehr richtet. Denn was Menschen nicht begreifen, fürchten sie. Das muss Clark eben lernen und auch schmerzlich erfahren.
Leider wird oft sehr wirr erzählt. Von einem Clip zum nächsten. Manchmal haben bestimmte Szenen keinen wirklichen Sinn und andermal wirken sie deplatziert. Der Film zieht sich auch unendlich lang. Wo bei „Man of Steel“ schon alles hoch ging, wird hier auf sehr lange und ausführliche Erzählweise geachtet. Man stellt alle im Film auftauchenden Figuren vor, haut einen Handlungsstrang rein, der nie wirklich aufgeklärt wird und zur eigentlichen Action kommt es erst fast ganz zum Schluss des Filmes. Und dort wird’s dann hektisch.
„Sag mir, kannst du bluten?“
Henry Cavill ist die perfekte Besetzung für Superman. Er hat den Körperbau dafür, das Kostüm steht ihm und wirkt nicht lächerlich und schauspielerisch macht er ebenfalls einen guten Job. Allein vom Aussehen könnte er aus dem Comic sein. Die Rolle hat er drauf. Seinen Zwiespalt bringt er gut rüber und schafft es Superman mal nicht als den Nerv-Helden von DC darzustellen.
Ben Affleck als Batman ist so eine Sache. Er gefällt mir als Bruce Wayne und als Batman kommt er auch gut rüber. Allerdings gibt es Punkte, die gehen bei dem Charakter gar nicht. Denn Batman tötet in diesem Film Leute. Etwas essentielles, was er im Comic nie tun würde und immer versucht zu vermeiden. Hier schießt er mit seinen Fahrzeugen alles über den Haufen, was ihm im Weg steht und dabei gehen halt Leute drauf. Ich weiß nicht so recht, ob die Autoren jemals einen Batman-Comic in der Hand hatten. Auch seine Gadgets sind nicht Batman-üblich. Er hat z.B. ein Scharfschützengewehr. Er benutzt recht viele „Schusswaffen“. Das ist einfach viel zu düster. Allerdings würde ich Affleck gerne öfter als Batman sehen wollen.
Gal Gadot sieht im Film wesentlich muskulöser aus als im Vorfeld gedacht. Wenn man sie mit ihrem Auftritt in „Fast & Furious 6“ vergleicht, merkt man, dass sie trainieren war. Das passt dann auch besser zu Wonder Woman. Ihr Auftritt ist auch nicht so lang und sie ist wirklich eher eine Randfigur als wirklich wichtig.
Amy Adams Lois Lane nervt mich irgendwie. Sie ist regelrecht unsympathisch. So schlimm empfand ich sie nicht in „Man of Steel“. Aber ihre ganze Art, wie sie zum Beispiel mit Supermans Hilflosigkeit umgeht, stört ein wenig.
Kommen wir zu den beiden größten Fehlbesetzungen. Der erste wäre Alfred, gespielt von Jeremy Irons. So einen schlechten Alfred hat man bis dato noch nicht gesehen. Es fehlt der Sarkasmus, der, wenn er mal kommt, eher gezwungen wirkt. Vornehm britisch ist so ziemlich gar nichts an ihm und man hat mehr das Gefühl, das ihn sein Job als Butler von Mr. Wayne sichtlich ankotzt.
Die größte Frechheit ist allerdings Lex Luthor UND Jesse Eisenberg. Wer sich das ausgedacht hat, gehört verbannt. Lex Luthor ist eine Mischung aus Joker und Riddler. Er kommt weder besonders smart rüber oder hochintelligent als vielmehr wie ein quengelnder Teenie auf Ecstasy, der nicht einsehen kann, dass jemand besser ist als er. Und Eisenberg übertreibt das maßlos. Ganz ehrlich, ich kann nicht verstehen, wer diesen Charakter und die Darstellung gut findet. Mit der Comic-Vorlage hat das nichts zu tun. Jeder, der was anderes behauptet, kennt die Comics nicht und sollte mal ganz schnell die Fresse halten. Der Charakter ist wahnsinnig unsympathisch, aber nicht auf dem Level eines Bösewichts. Nein, vielmehr hasst man jede Szene mit ihm. Denn er zieht den Film noch weiter runter. Und witzigerweise steht der Charakter genau dafür, wie der Film ist. Viel zu schnell und wirr erzählt, sowie einfach nur nervend.
Ach ja und dann gab es ja noch diesen „Doomsday“. Allein wie er entsteht ist gewagt. Und Gott sei dank entwickelt sich das Vieh. Denn er sieht anfangs aus, als hätte ein Höhlentroll einen Oger vergewaltigt und dieses Etwas cosplayed ganz schlecht einen Turtle, aber einen von den neuen. Über das CGI brauchen wir nicht zu reden. Es ist nicht das schlechteste, aber es geht auch um Weiten besser.
„Wir haben einfach schlechte Erfahrung mit Freaks in Clownskostümen!“
Im Allgemeinen gibt es beim CGI mal Totalausfälle und auch gute Animationen. Es ist aber eher Durchschnitt und das ist schade. Allein Supermans Schweben wirkt oft sehr gekünstelt.
Das Tempo ist Zack Snyder-typisch ein Problem. Man konnte sich nicht so recht entscheiden, ob man nun Slow Motion haben will oder hektische Kampfszenen. Der Endkampf ist richtig unübersichtlich und man weiß gar nicht mehr, wer jetzt gerade eine gelangt kriegt.
Was auch absolut nicht geht, ist der Soundtrack. Lex Luthor wird von einem Thema begleitet, das an den Hutmacher aus „Alice im Wunderland“ erinnert oder andere durchgeknallte Persönlichkeiten. Aber keine fiese bösewichtartige Musik. Es wirkt einfach lächerlich. Das ist auch bei Wonder Woman so. Sie tritt in voller Montur in Erscheinung und hat eine „Amazonen“-Musik bekommen. Da fehlte nur noch Xenas Kriegsschrei und das Chakram. Ebenfalls sehr deplatziert und eher lächerlich als ernstzunehmend.
Witzlosigkeit ist ja Warners neues Markenzeichen. Dass man auf jegliche Spaß-Einlagen verzichtet hat, tut dem Film nicht gut. Ein kleiner Scherz hier oder ein flotter Spruch da hätte für etwas Auflockerung gesorgt.
Eine Sache muss man ihnen aber lassen - Sie haben Eier gezeigt. Wofür, das ist sollte aber jeder selber rausfinden.
Allerdings habe ich große Angst um den Justice League Film. Man hat in diesem Film zu viel angeteasert und der nächste wird richtig vollgestopft werden, wenn man das jetzige Ende berücksichtigt. Es kommt einem so vor, als ob Warner DC so schnell wie möglich auf das Niveau von Marvel bringen möchte. Und das macht man mit einem Affentempo, denn Marvel ist zu weit voraus. Darum schmeißt man zwei große Helden in einen Film und teasert alles andere für den nächsten Film schon an, um es schneller vorwärts zu bringen, einen ähnlichen Fehler hatte bereits „Age of Ultron“ gemacht. Nun kann man gespannt sein, wie Marvel jetzt nachlegt. Denn auch die haben große Erwartungen mit „Civil War“ zu erfüllen.
Fazit
Batman vs. Superman ist die Voll-Katastrophe geworden, wie die Prognosen es vorausgesagt haben und noch schlimmer. Die Geschichte fängt gut an, verliert sich dann aber in zu viel Nebensächlichem. Der Film ist viel zu vollgestopft und erzählt alles recht langsam und langatmig, um dann kurz vor Ende richtig Gas zu geben, so dass es einem zu viel wird. Die Hauptcharaktere machen den Film sehenswert. Die Nebencharaktere überzeugen fast gar nicht.
Mal davon abgesehen, dass eh schon fast jeder reingeht, um es gesehen haben zu müssen: ich würde von einem Kinobesuch abraten. Wartet auf die DVD/BluRay oder Free-TV-Premiere. Sehr, sehr schade, Warner. Das hätte was werden können.