Er stahl am Ende allen die Show. Nominiert für sechs Oscars und zwei gewonnen: Bestes originales Drehbuch und - zur großen Überraschung - Bester Film. Dieser Film sorgte für Aufsehen, gerade weil es darin um eine wahre Geschichte geht, die um die Welt ging.
„…aber ich weiß auch, hier gibt es eine Story, von der jeder hören wird!“
Im Jahr 2001 bemerkt der neue Herausgeber des Boston Globe einen kleinen Artikel über Kindesmissbrauch eines Priesters. Ein wirkliches Urteil gibt es nicht und die Kirche weiß um die Pädophilie des Priesters. Im Wissen, dass dies möglicherweise nur die Spitze eines noch größeren Skandals ist, setzt er sein internes Investigationsteam „Spotlight“ auf die Geschichte an. Diese finden weitaus Schlimmeres raus, als es erst den Anschein hat.
„Die Kirche wird sich natürlich mit allen Mitteln wehren!“
Das Kinojahr geht schon ganz schön heftig los. Mit „Raum“, „The Revenant“ und „The Big Short“ haben wir großartige Oscar-Filme bekommen, inkl. einer großen Menge Unterhaltung. Allerdings muss man diesen Film hier im gleichen Atemzug nennen, wenn man über die anderen spricht. Denn „Spotlight“ ist einer dieser Filme, die einen ergreifen, wütend machen und am Ende den Glauben in die Menschheit zurückholen und daran, dass so was wie Gerechtigkeit doch existiert. Er basiert auf wahren Ereignissen, was das gesamte Ausmaß dieses Grauens umso schlimmer macht.
Ganz klar ist hier die Kirche der Oberfeind. Viele werden sich jetzt freuen. Ein Film gegen die Kirche geht immer, aber hier ist so viel mehr drin. Nicht nur, dass es pädophile Priester gibt, nein: Die Kirche verschleiert auch noch die ganze Sache und tut dreist alles, um ihre Taten zu vertuschen. Es macht einen so sauer auf diese Institution. Umso mehr hofft man mit dem „Spotlight-Team“ und ihrer Untersuchung.
„Wie kann man Gott etwas abschlagen?“
Die Darsteller des Filmes sind eigentlich alle überragend. Dabei spielt Mark Ruffalo am markantesten. Dieser stellt den Journalisten Michael Rezendes da. Er ist recht schüchtern und zurückhaltend, aber genau und hoch professionell, wenn es um seine Recherchen geht. Man kann seine Spielweise kaum beschreiben, denn sie ist so normal und doch so anders. Und wenn dann eine Szene kommt, in der Ruffalos Charakter ausrastet und das sagt, was jeder Zuschauer denkt, richten sich einem die Nackenhaare auf.
Auch Micheal Keaton spielt recht normal und doch ist er ein interessanter Charakter. Er hat zu entscheiden, wann gedruckt wird und will mehr als nur „ein paar“ Fälle des Missbrauches. Er will die böse, fiese und grauenhafte Wahrheit. Und man fiebert mit ihm mit.
Ebenfalls zu erwähnen sind die beiden Figuren Sacha Pfeiffer (gespielt von Rachel McAdams) und Matt Carroll (dargestellt von Brian d'Arcy James). Erstere hat privat ihre Sorgen, da ihre Mutter sehr kirchlich ist. Und James' Charakter hat durch die Investigation herausbekommen, dass einer der gelisteten Priester in der Nachbarschaft wohnt. Nun will we seine Kinder schützen. So hat jeder sein Päckchen zu tragen und das macht die Charaktere so menschlich.
Letzten Endes funktionieren sie aber alle als Einheit: das „Team Spotlight“. Alle Hauptakteure harmonieren sehr gut miteinander und machen den Film sehenswert. Ihre Reaktionen auf die Fakten und ihre Professionalität, wie sie mit dem Thema umgehen, machen diesen Film so spannend. Hier hat man Schauspielkunst auf sehr hohem Niveau.
„Das hättest du sein können, oder ich, oder jeder von uns!“
Der zu Beginn spielende Soundtrack zeigt schon, wohin die Reise geht: Das wird ein ernster Film und hier gibt es nichts zu lachen. Und Humor braucht man hier auch nicht. Diese Geschichte ist so spannend wie grauenhaft. Wenn man bedenkt, wie dreist die Männer in den Führungspositionen der Kirche agieren, dass sie Anwälte unter ihrer Kontrolle haben, Beweise unterschlagen oder einfach von dieser ganzen Perversion wissen und nichts dagegen tun, dann geht das dem Zuschauer tief unter die Haut. Das alles macht es so schlimm. Man fühlt mit den Opfern mit und freut sich über jeden Erfolg des „Spotlight-Teams“.
Diesen Film braucht die Welt. Denn er behandelt ein wirklich schwieriges, aber gleichzeitig wichtiges Thema.
Fazit
Man sollte wohl gerade für den Anfang dieses Jahres viel Geld für das Kino einplanen, denn auch hier spreche ich eine volle Empfehlung aus und sage: Schaut ihn euch an! Er hat ein fantastisches Darsteller-Team und eine brisante Story, die sehr packt. Den Oscar für den besten Film hat er sich redlich verdient.