Maya Lopez hat nach dem scheinbaren Mord am Kingpin die Stadt verlassen und sich in ihre Heimat begeben. Durch ihre Tat trägt sie eine riesige Zielscheibe auf ihrem Rücken und alle Anhänger von Fisk sind auf Rache aus. Doch sie hat eigene Pläne, das organisierte Verbrechen zu übernehmen und eine neue Queenpin zu werden. Leider hat sie die Rechnung ohne den Kingpin gemacht, der immer noch am Leben ist.
Die neue Marvel-Serie nimmt eine Figur aus der HAWKEYE-Serie und erzählt ihre Geschichte weiter. Das Interessante dabei ist, dass die Hauptfigur Maya keine offensichtlichen Kräfte hat, sondern sogar noch das Handicap der Gehörlosigkeit und einer Beinprothese besitzt. Trotzdem kann Maya ordentlich austeilen, da sie eine Expertin im Martial Arts-Kampf ist. Das beweist sie in einer kleinen Rückblende in der ersten Folge, wo ihr erster Einsatz für Fisk thematisiert wird. Da gilt es auch gleich einen besonderen Gegner zu besiegen.
Generell arbeitet die Serie viel mit Rückblenden, die entweder ihre Kindheit samt tragischen Unfall thematisieren oder aber die Geschichte des Choctaw-Stammes, die das fantastische Element in die Serie bringt. Die Rückblenden zum Stamm wirken erstmal etwas verwirrend, da kein richtiger Zusammenhang vorhanden zu sein scheint. Im Finale wird aber alles aufgeklärt.
Schön fand ich, wie die Kultur der amerikanischen Ureinwohner in die Serie eingearbeitet wurde. Ähnliches hat man bereits bei MS. MARVEL sehr gut hinbekommen. Was mir außerdem gut gefallen hat, war das Einbinden der Gebärdensprache und wie generell mit der Thematik umgegangen wurde. Es gibt kurze Momente, wo vollkommene Stille herrscht und wir die Welt ebenso erleben wie Maya. Diesen Switch baut man in Kämpfe, in Gespräche oder anderen Situationen ein.
GEERDET ABER BELANGLOS
Leider hat die Serie deutliche Probleme, einem in Erinnerung zu bleiben oder mit irgendwem mitzufiebern. Maya ist ganz klar eine Antiheldin, wirkt dabei aber oft sehr unsympathisch und egoistisch. Es gibt hier und da mal kleine Szenen, wo sie sich tatsächlich um das Wohlbefinden ihrer Familie schert, aber das passiert zu selten. Daher hat man es schwer sich an Maya zu halten und zu hoffen, dass sie Fisk letztendlich besiegt.
Ebenso könnte man sehr hart sagen, dass man sich nur die After-Credit-Szene der letzten Folge anschauen braucht und alles andere skippen kann, da wenig bis nichts relevant für folgende Marvel Serien zu sein scheint. Mit DAREDEVIL: BORN AGAIN könnte man meinen, dass Mayas Figur als eine zusätzliche Mitstreiterin ausgearbeitet wird. Oder das Netflix’ DEFENDERS für das MCU neu aufbereitet wird und Maya eine Schlüsselrolle spielen könnte.
Doch nichts davon passiert in der Serie. Stattdessen ist es ein kurzes Abenteuer einer Figur aus der HAWKEYE-Serie. Das ist schade, da ich Maya mögen möchte und sehr viel Potenzial in der Figur sehe. Darstellerin Alaqua Cox macht hier auch nichts schlecht. Generell sind alle Darsteller*innen sehr gut in dem, was ihren Charakteren zugestanden wird . Die Geschichte ist die grundlegende Schwäche und die Entscheidung, die erste Folge aus vielen Szenen der HAWKEYE-Serie zusammenzuschneiden wirkt, als ob man keine richtige Idee hatte.
Das zeigte sich auch in der spärlichen Promo für die Serie. Das ist schade, da man als Zuschauer*in das Gefühl bekommt, die Serie sei belanglos. Allein deswegen sollte man schon in die fünf Folgen reinschauen. Doch oft kommt Langeweile auf, da wenig wirklich interessantes passiert. Die Action ist sparsam auf die Folgen verteilt. Es gibt in der ersten Folge ein paar Schauwerte und hier und da zeigt sich mal eine Kampfsequenz.
Jedoch ist es weit entfernt davon, was der Trailer versprach – gerade was Gewalt angeht. Damit warb Disney allerdings. Im Endeffekt ist das auch nicht schlimm, wenn denn eben die Figuren interessant sind. Einzig Fisk – nach wie vor brillant gespielt von Vincent D’Onofrio – schafft es in einer kurzen Szene zu zeigen, wie gefährlich, aber auch fürsorglich er ist und erzeugt damit einen Moment der Spannung. Sowas hätte es mehr gebraucht. Die Serie wirkt mit ihren fünf Folgen daher sehr kurzweilig, aber auch total zum Vergessen. Das haben die Figur und auch alle Darsteller nicht verdient.
Unter dem Banner von MARVEL SPOTLIGHT sollen diese Art an Serien oder Helden im MCU gefeatured werden, die eher auf Street-Level agieren bzw. sich mit Mafia-Gaunereien oder nicht weltendenden Verbrechen rumschlagen. Dafür braucht es aber auch ein bisschen Fleisch am Knochen, damit sich hier vielleicht eine neue Sparte für Marvel auf tun kann. Hoffen wir auf das beste für DAREDEVIL: BORN AGAIN und kommende Figuren.
FAZIT
Es ist wirklich schade, wie wenig man der Figur Maya Lopez zutraut und eine halbgare Serie wie ECHO veröffentlicht und dahinsiechen lässt. Das hat keiner der Beteiligten verdient. Alaqua Cox macht ihre Sache nach wie sehr gut und Vincent D’Onofrio ist als Kingpin über allen Zweifel erhaben. Lediglich das Drehbuch zieht alles runter und lässt alles belanglos werden. Ich hoffe, man gibt Maya noch nicht auf und gönnt ihr woanders Auftritte und mehr Tiefe, sowie Charakter.