Nachdem Olympus gerettet wurde, muss nun London dran glauben. Ob uns das gefällt oder wir gelangweilt wegschauen, erfahrt ihr hier.
„It is the most proteced Event on Earth!“
Nach dem Tod des britischen Premierministers soll es eine große Beerdigung in London geben. Jeder wichtige Staatschef soll erscheinen, selbstverständlich auch US-Präsident Benjamin Asher. Dieser wird begleitet von seiner persönlichen „One-Man-Army“ Mike Banning. Jedoch passieren während der Beerdigung gezielte Terroranschläge gegen alle Staatsoberhäupter. Nur der US-Präsident überlebt diese und muss sich nun mit Banning durch London durchschlagen, um den Terroristen zu entkommen.
„Your president dies tonight!“
Irgendwie kommen so viele Filme dieses Jahr ins Kino, nach denen keiner gefragt hat. „London Has Fallen“ ist so einer. Der erste Teil „Olympus Has Fallen“ war mal ganz nett fürs Zwischendurchgucken und meiner Meinung nach der bessere „Weißes-Haus-wird-angegriffen“-Film als „White House Down“. Allerdings hätte ich nicht damit gerechnet, dass man eine Fortsetzung dreht. „Olympus“ hat tatsächlich weltweit ca. 160 Millionen Dollar eingespielt. Nicht übermäßig viel, aber es nicht verwunderlich, dass sie einen zweiten Teil machen. Die Kuh wird eben gemolken.
Doch was ist „London Has Fallen“ nun für ein Film? Sagen wir es mal so: Die Action ist gut und unterhaltsam. Die Charaktere sind nicht unsympathisch. Das größte Problem ist allerdings die Story. Klar, man soll bei dieser Art von Actionfilm nicht mit Logik kommen. Aber selbst wenn man diese Probleme ausblendet, ist der Plot einfach dumm.
Die Staatsoberhäupter werden zu einer Beerdigung gerufen, die binnen von ein bis zwei Tagen nach dem Tod des Premierministers stattfindet. Bis dato gab es noch keine Autopsie und an was der Premierminister gestorben ist, klingt noch viel bekloppter. Man erfährt dies in den ersten Minuten und riecht meilenweit gegen den Wind, dass es eine Falle ist. Auch die Charaktere im Film wissen das. Aber ja, irgendwie muss ja der Präsident nach London kommen, damit der Plot weitergehen kann.
Und natürlich ist das neue alte Feindbild der böse Pakistaner, der wieder einmal für alles Schlechte im Nahen Osten steht. Im letzten Film waren es noch die Nord-Koreaner. Es ist eine totale Selbstinszenierung nach dem Motto „America, Fuck Yeah!“. Wenigstens wird diesmal keine amerikanische Flagge zerrissen.
„America will rise up!“
Gerald Butler macht als Mike Banning wieder eine gute Figur. Er ist eben der geborene Actionstar, die Rolle macht ihm sichtlich Spaß. Was mir gut gefällt: er ist weder zimperlich noch zurückhaltend. Er macht den Job so brutal wie nötig, was ihn auch etwas echt wirken läßt. Es wäre viel unrealistischer gewesen, wenn er bei den Terroristen Gnade hätte walten lassen. Man hat dem Charakter dennoch eine weitere „schwache“ Seite aufgezwungen, denn Banning wird bald Vater und will sich gerne aus dem Dienst zurückziehen. Das kommt am Anfang des Filmes vor und dann mal noch ganz zum Schluss, bleibt aber nie mehr als eine Fussnote. Denn wenn die Action losgeht, ist Banning knallhart. Und das steht dem alten Spartaner Gerald Butler sehr gut.
Aaron Eckhart spielt wieder den sympathischen US-Präsident Benjamin Asher. Und ja, ich mag ihn in der Rolle. Es nervt einfach nix an ihm und die Chemie zwischen ihm und Butlers Charakter passt hervorragend. Wäre doch jeder Präsident so...
Dann hat man noch Morgan Freeman als Vizepräsident Trumbull und Angela Bassett als Secret Service Chefin Lynne Jacobs. Beide sind Nebenrollen, machen ihre Sache aber nicht schlecht. Wie schon in Teil eins haben sie aber nur eine unterstützende Rolle.
Und dann gibt es die Pakistaner. Um ehrlich zu sein, sind sie so blass wie jeder x-beliebige Böse aus dem Nahen Osten nach Hollywoodmanier. Keine tiefere Charakteristik oder erinnerungswürdige Momente. Es sind halt Terroristen, die Böses tun. Sie sind von Rache angetrieben und bedienen jedes Klischee. Sehr Schade. Man hätte da mehr draus machen können.
„Mr. Präsident, get ready for Impact!“
Die Action ist unterhaltsam und macht stellenweise echt Spaß. Man kommt sich in der zweiten Hälfte des Films wie in einem „Call of Duty“-Spiel vor. Die Effekte allerdings sind nicht gerade die besten. Sei es ein Auto, was explodiert oder ein herabstürzender Helikopter. Es sieht immer unsauber und richtig gekünstelt aus.
Manchmal wirken auch die Kameraeinstellungen etwas merkwürdig. Wenn sich Freemans Charakter und Bannings das erste Mal gegenüberstehen, sieht es aus, als hätte man einen Werbespot gedreht und sie in die Kamera sprechen lassen. Ein Stilmittel, das hier völlig deplatziert wirkt.
Die Feuergefechte sehen aber toll aus und auch der Hand-to-Hand-Combat macht Laune. Butler zeigt gerade da, was er drauf hat. Manchmal kommt er einem sogar recht unbesiegbar vor. Das ist ein ebenfalls ein großer negativer Punkt. Zu keiner Zeit hat man Angst um Banning und Asher. Gerade Banning scheint einfach alles zu überleben. Es gibt eine Menge Actionfilm-Klischees, manchmal hilft es dem Film, oft aber eben nicht.
Auch die Darstellung von „Über-Amerika“ nervt richtig. Geht man alleine von dem Schutz aus, den die einzelnen Staatsoberhäupter haben, scheinen die Japaner, Italiener, Franzosen und Deutschen ja richtige Vollpfeifen zu sein. Als ob sie mit Zielscheiben rumlaufen und darum betteln, umgebracht zu werden. Amerika wartet natürlich mit riesigem Geleitschutz auf und ist sogar eine Stunde früher da, um kein Risiko einzugehen, dass jemand den Aufenthaltsort des Präsidenten kennt. Nebenbei wird Amerika auch in mehreren sehr dummen Dialogen als das geilste Land überhaupt dargestellt.
Fazit
Als „Kopf-ausschalt“-Actionstreifen klappt der Film ganz gut. Man wird unterhalten und die Ballerszenen machen Spaß. Aber dafür darf man auf keinen Fall über die Story nachdenken und muss ausblenden, dass dies eine Selbstinszenierung von Amerika ist. Butler-Fans kriegen hier die Portion Härte, die sie von ihm wollen und für einen netten Abend geht der schon in Ordnung. Allerdings wird man ihn danach auch schnell wieder vergessen.