Ein weiteres Mal muss Adonis Creed Johnson in den Ring und zeigen, wo der Frosch die Locken hat. Diesmal kommt ein alter Kindheitsfreund in das Leben des Champions zurück und stellt alles auf den Kopf.
Ein dunkles Geheimnis!
Adonis Creed Johnson hat seinen letzten Kampf und dann soll eigentlich Schluss sein. Auch er kommt langsam in die Jahre und möchte sich lieber der Familie und dem Training der nächsten Generation widmen. Gleichzeitig wird Damian Anderson aus dem Gefängnis entlassen und taucht bei Creed auf. Schnell zeigt sich, dass er ein kompetenter Boxer, aber zu ungeduldig ist. Damian möchte schnell um den Titel antreten, da er ebenfalls nicht mehr viele Jahre als professioneller Boxer arbeiten kann. Eine Zwickmühle für Creed, da Damian damals durch ihn ins Gefängnis kam und ihn die Schuld plagt. Doch das alles gehört natürlich zum Plan von Damian der World Boxing Champion zu werden.
Rockys Aufguss
Creed III macht da weiter, wo auch die Sequels von Rocky logischerweise hingegangen sind. Creed ist älter geworden, der letzte Kampf mit einer erfolgreichen Titelverteidigung geschlagen und jetzt soll die nächste Generation ran. Doch dann kommt die Vergangenheit in Form eines Kindheitsfreundes in sein Leben zurück und Creed muss nochmal ran.
Das gab es alles schon in den Ursprungs-Rocky-Filmen und unterhält auch nach wie vor gut. Allerdings ist das auch wenig Weiterentwicklung. Nun kann man sagen, dass die Rocky Filme gleich sechs Filme brauchten, damit ein Schlussstrich gezogen wurde. Creed schafft das möglicherweise in drei.
Dann ist da aber auch der private Touch abseits vom Boxen. Das gab es natürlich auch alles bei Rocky mit der Krankheit von Rockys Frau Adrian und dem langsamen Entfremden von seinem Sohns. Trotzdem bekommt man das auch hier gut hin, das private Drama nahbar zu machen.
Gerade die Tragik um Creeds Mutter hat mich durch private Erlebnisse härter getroffen als wahrscheinlich manch anderen. Ebenfalls wird die Geschichte um Creeds Frau Bianca weitererzählt.
Im vergangenen Teil wurde ihr bewusst, dass sie ihr Gehör verliert und möglicherweise nicht mehr Musik machen kann. Wie sie nun damit umgeht, schlechter zu hören und dafür eher als Produzentin arbeitet, wird aber leider nur angekratzt.
Auch die gemeinsame Tochter und ihre Schulprobleme bekommen nur teilweise Aufmerksamkeit. Allerdings spinnt der Film eine mögliche Zukunft und ganz ehrlich, ich will sehen, wie Creed seine taube Tochter im Boxen trainiert und sie sich hochkämpft.
Kang, Damian, Nat Love - Johnathan Majors ist immer ein Gewinn!
Johnathan Mayors ist neben Michael B. Jordon einfach das Highlight des Films und warum dieser trotz bekannter Rocky-Formeln nicht zerfällt. Majors spielt sich einen Wolf. Diesen traurigen Hundeblick in der einen Sekunde und das knallharte ernste Gesicht in der anderen kann wohl auch nur er.
Zu Beginn des Films fiebert man teilweise mit ihm mit und würde man keinen Trailer oder Story des Filmes kennen, könnte man meinen, er sei der aufstrebende Star den Creed nun managt. Eben ähnlich wie Rocky V. Allerdings macht der Film ab der Hälfte einen Switch und dann kommt es eben zur Konfrontation der Kindheitsfreunde.
Schlecht spielt hier sowieso niemand. Da konnten die Filme bisher alle überzeugen. Allerdings wird hier einer schmerzlich vermisst — Rocky selber. Er findet nur einmal kurz Erwähnung und ansonsten konzentriert man sich voll auf die Creed Figur und nicht so sehr um die Legende von Rocky. Das ist ein mutiger Schritt, zeigt aber auch, dass die Figur Creed nun auch ohne Rocky funktionieren kann.
Ende gut, alles gut?
Am Ende ist es ein guter Abschluss der Trilogie, wenn auch eben die beiden vorherigen Teile deutlich besser waren in ihrer Emotionalität und Erzählweise. Leider enttäuscht der Endkampf auch ein wenig, da man hierfür mit zu viel Special Effects gearbeitet hat.
Da driftet das Ganze schon eher in indische Blockbuster ab. Alle Boxkämpfe bis dahin sind aber wieder fabelhaft inszeniert und selbst Zeitlupen werden optimal genutzt.
Ebenso ist die Trainingsmontage wieder ein Genuss. Gerade auch, weil beide Figuren nicht in teuren Gyms mit der modernsten Ausrüstung wie noch im letzten Teil trainieren, sondern recht urban bleiben. Das sieht nicht nur toll aus, sondern erweckt das Gefühl, vielleicht selber mal wieder etwas zu machen.
Ich bin gespannt, ob es noch einen weiteren Film gibt. Ob man sich entschließt, mit der Tochter von Creed weiterzumachen oder es nun beendet. Eine gute Trilogie haben wir hier auf jeden Fall bekommen und somit auch eine sehr schöne Weiterführung des Rocky-Franchises.
Fazit
Creed III ist wahrscheinlich der schwächste Film einer sehr guten Trilogie und Fortsetzung der Rocky-Saga. Die Geschichte gab es so auch schon in den Stallone-Filme, jedoch hat man sich ein oder zwei kleine Kniffe überlegt, es nicht identisch wirken zu lassen.
Allen voran ist Jonathan Majors ein absolutes Highlight des Films.
Seine Art, der Figur Damian auch tragische und auch fiese Seiten zu geben, ist großartig. Michael B. Jordon spielt ebenfalls wieder auf hohem Niveau und man merkt, dass ihm die Figur Creed am Herzen liegt.
Ich hätte mir noch ein bisschen mehr Geschichte von Tessa Thompsons Bianca gewünscht, aber sie ist nach wie vor ein wichtiger Part in der Creed-Saga.
Die Boxkämpfe bleiben spektakulär, allerdings enttäuscht der Endkampf etwas aufgrund von zu viel Special Effects. Das ging bei den beiden letzten Filmen besser.
Alles in allem aber definitiv einen Kinogang wert. Hier bekommt man einen tollen Abschluss, der sogar eine mögliche neue Ausrichtung des Rocky-Creed-Franchises präsentiert. Langweilig sollte hier niemanden werden, denn der Film reißt mit.