Wer schon immer mal wissen wollte, wie es zu der Finanzkrise 2007/2008 kam und dies mit brillanten Schauspielern erleben will, für den ist „The Big Short“ vielleicht etwas.
„Während die Banken noch eine riesen Party feierten, sahen ein paar Außenstehende, was niemand verstehen konnte!“
Der US-Immobilienmarkt ist die Goldgrube für die Banken, da er stabil wäre. Der Hedgefonds-Manager Michael Burry erkennt jedoch, dass dies eine riesige Blase ist und sich in den nächsten Jahren eine noch riesigere Finanzkrise, die in einer Weltwirtschaftskrise münden wird, abzeichnet. Burry versucht, vor dem Abfallen der Kurse die ihm anvertrauten Kredite mit verschiedenen Geschäften abzusichern, um sie zu retten. Einige andere Investmentbanker werden zufällig aufmerksam und erkennen ebenfalls den kommenden Fall der Kurse. Nun wollen sie daraus Profit schlagen und sichern sich ebenfalls ab.
„Ich bin sicher die Banken der Welt werden nicht allein durch Gier angetrieben!“
Ganz ehrlich, ich habe wirklich zu tun gehabt, diesen Film zu verstehen. Es wird so viel Banken-Jargon geredet. Der Film versucht zwar oft es zu erklären und viele Sachen habe ich kapiert, aber man muss wirklich aufpassen und alles aufmerksam verfolgen. Trotz dessen ist der Film hoch spannend. Und gleich vorweg, er macht auch echt wütend.
Die Grundthematik ist eigentlich gar nicht so schwer. Die Banken haben rausgefunden, dass mit US-Immobilien hoher Profit für wenig Risiko erwirtschaftet werden kann. Da wird dann in verschiedene Darlehen unterschieden. Die höchste Bewertung ist AAA. Die Banken verkaufen hochriskante Darlehen in einem Paket und diese bekommen willkürlich eine AAA-Bewertung. Somit ist das Risiko wieder bei null für die Banken. Das wird dann im Film vom Starkoch Anthony Bourdain super erklärt. Wenn er jetzt frischen Fisch einkauft und wenig davon verkauft, schmeißt er den Rest ja nicht weg. Nein er kocht aus dem restlichen Fisch einfach einen Eintopf oder eine Suppe und die verkauft sich dann wieder. Und - bumm - hat er aus "altem" etwas "neues" gemacht und schlägt wieder Profit daraus.
So versucht es "The Big Short" oft mit Stars oder berühmten Personen die schwierigen Bankenbegriffe zu erklären. Das klappt auch recht gut, nur ist das Tempo sehr schnell. Das merkt man im gesamten Film. Für tiefgründige Erklärungen und nachholenden Wirtschaftsabschluss ist hier keine Zeit.
Trotz alldem kapiert man aber, was hier passiert und was es für Folgen hat, bzw. hatte. Viele Leute werden ihre Jobs, Häuser und Existenzen verlieren. Und die Banken versuchen sich gut aus der Affäre zu ziehen.
„Betrug hat noch niemals funktioniert!“
Die schauspielerischen Leistungen lassen sich hier etwas schwerer bewerten, da es hier so viele Akteure gibt.
Christian Bales Charakter ist der eigentliche Anfangspunkt des Ganzen, jedoch hat er genauso viel Screentime wie die anderen auch. Burry ist eigentlich ein komischer Typ. Er kann nicht sarkastisch sein, weiß nicht wie man Komplimente macht, ist etwas ausgeflippt und im Grunde ein sehr ehrlicher Mensch. Bale macht das ganz gut und manchmal erinnert er ein bisschen an einen Autisten.
Ryan Gosling gibt den Erzähler und einen Anleihen-Verkäufer in der Geschichte. Er ist eigentlich wirklich ein Arschloch, jedoch schlau genug das ganze Chaos zu sehen und keinen Hehl daraus zu machen, dass man hiermit Profit erreichen kann. Die Erzählstruktur seiner Figur gefällt und trotz seines Charakters ist er noch nicht mal der unsympathischste hier. Gosling schafft es, den Zuschauer bei der Stange zu halten.
Am besten gefallen hat mir hier aber Steve Carell. Seine Figur schlägt zwar ebenfalls Profit aus der Sache, jedoch will er die Banken nicht einfach davonkommen lassen. Er versucht gegen das Unrecht vorzugehen und ist bestürzt, als er die komplette Wahrheit erfährt und wie die Banken damit umgehen. Sein Charakter ist zornig, hoffnungslos und doch bestimmend in seiner Handlungsweise. Carell spielt hier fast jeden an die Wand.
Brad Pitt ist für mich hier der Austauschbarste. Und das ist Meckern auf hohem Niveau. Sein Charakter ist nicht ganz so involviert in die Sache. Er hat mehr die Mentoren-Rolle für Jamie und Charlie, gespielt von Finn Wittrock und John Magaro. Pitts Charakter ist eher ruhig und gezeichnet von seinen früheren Job als Investmentbanker. Er hilft den beiden, in der Bankerwelt Fuß zu fassen, nachdem sie ihn auf die kommende Finanzkrise aufmerksam gemacht haben.
Was mich zu Jamie und Charlie führt. Die beiden sind junge Hedgefonds-Investoren und wollen Wirkung in der Wall Street erzeugen. Sie erkennen ebenfalls, nachdem sie auf Burrys Theorie treffen, die kommende Krise und wollen daraus Kapital schlagen. Sie werden dynamisch und clever dargestellt, zeigen aber auch später Reue und verlieren den Glauben an das Bankensystem.
„Sag mir den Unterschied zwischen dumm und illegal und ich lasse meinen Schwager verhaften!“
Die Ausstattung und das Setting ist auf typische Büroräume und Anzugträger beschränkt. Viel kann man da nicht falsch machen. Was allerdings eher lustig ist, sind die Frisuren der Akteure. Zeitgemäß vielleicht nicht, aber es beruht ja auf tatsächlich lebende Personen.
Die Geschichte wird recht temporeich erzählt und ist nie langweilig. Man bekommt einen Crashkurs in Wirtschaft und muss sehr gut aufpassen, um auch wirklich alles zu verstehen. Und das wird man am Ende doch nicht komplett. Der Film zeigt allerdings, wie böse, schlecht und kriminell die Banken der Welt sind. Die Finanzkrise und dadurch resultierende Weltwirtschaftskrise war ein schlimmes Desaster. Und hier wird es teilweise recht witzig und sehr spannend dargestellt. Man veräppelt sogar den Zuschauer mit einer Szene, nur um ihn danach noch wütender mit dem Eigentlichen zu machen. Wenn ein Film solche Emotionen weckt, dann macht er nicht viel falsch.
Fazit
Wir haben hier einen sehr spannenden, teilweise recht witzigen und doch sehr zum Nachdenken anregenden Oscarwürdigen Film. Die Schauspieler machen alle einen tollen Job, ganz vorne dabei Steve Carell. Das Tempo stimmt, jedoch wird sehr viel Bankersprache benutzt und nur das Nötigste erklärt. Das stört aber nicht so sehr. Für jeden, der auf spannendes Kino steht und mal erfahren will, was damals bei der Finanzkrise passiert ist. Sehr zu empfehlen.