Der eiskalte Westen
Das Jahr ist gerade ein paar Tage alt, kalter Wind weht einem draußen um die Ohren. Den Weg zum Kino will man nur noch hinter sich bringen und dann ab ins Warme. Zum Glück, schneit es heute nicht. Endlich angekommen heißt es noch schnell anmelden und schon geht es in den Saal. Jetzt heißt es 162 Minuten pures Filmvergnügen genießen.
Immerhin erwartet einen nun der mittlerweile achte Film, von niemand anderem als Quentin Tarantino. Das Genie hinter Filmen wie Reservior Dogs oder Kill Bill.
Nicht zu vergessen, Pulp Fiction. Nach nun etwas weniger als drei Stunden verlasse ich das Kino und es natürlich immer noch kalt draußen. Ich gehe nach hause und beschließe mir einen Tag Zeit zulassen bevor ich was zu dem Film schreiben will. Nun einen Tag später, sitze ich vor dem Laptop. Es ist dunkel draußen und es schneit. Ich denke nach. Es ist eine Frage die mich quält. Wie soll ich diesen verf****** Film bloß bewerten?
Durchzählen bitte!
Schneebedeckte Landschaften. Ein aufziehender Schneesturm und eine einsame Pferdekutsche. In ihr sitzt "The Hangman" John Ruth (Kurt Russel), der gerade unterwegs ist nach Red Rocks. Bei ihm ist Daisy Domergue (Jennifer Jason Leigh), seine Gefangene. Sie soll ihn in Red Rocks hängen.
Auf ihrem Weg dorthin begegnen sie Major Marquis Warren (Samuel L. Jackson), der wie John Ruth ebenfalls seine Brötchen mit Kopfgeld anderer Leute verdient. Auf der Weiterfahrt begegnen sie dann noch dem Südstaaten-Deserteur Chris Mannix (Walton Goggins). Ihr gemeinsamer Weg führt sie nun zu Minnies Kleinwarenladen.
Dort angekommen, ist der Schneesturm schon im vollen Gange und eine Weiterfahrt ist damit unmöglich. Hier treffen sie nun auf den Mexikaner Bob (Demain Bichir). Einen Konföderierten-General namens Sandford Smithers (Bruce Dern), sowie den schweigsamen Cowboy John Gage (Michael Madsen).
Abgerundet wird das ganze von Oswaldo Mobray (Tim Roth). Sie alle sind nun gezwungen zusammen die Zeit in der Hütte zu verbringen. Dass nicht alle ihren Weg nach Red Rocks fortsetzen werden, muss ich wohl nicht sagen. Schmerz und Leid... in Gut.
Ja, er hat es wieder geschafft. Quentin Tarantino vereint einen großartigen Cast mit einer tollen Handlung. Die Charaktere erzeugen in ihrem Zusammenspiel eine tolle Atmosphäre, die sich auf den Zuschauer überträgt und ihn so an die Geschichte bindet.
Dabei erinnert vieles an "Reservoir Dogs", dem ersten richtigen Film von Tarantino. Wie schon dort ist "Hateful 8" eine richtiges Kammerspiel, diesmal im Westernsetting. Der Schwerpunkt liegt hierbei aber so sehr auf den Figuren, das man eigentlich das Setting auch schnell austauschen könnte. Dank der grandiosen 70mm-Aufnahmen wird dem visuell entgegengearbeitet. Wer aber einen Western im Stil von "Django Unchained" erwartet, der wird eventuell enttäuscht werden.
Tarantino verzichtet auf so ziemlich alles, was an klassischen Western erinnern könnte. Es gibt keine richtigen Duelle um Zwölf Uhr Mittags oder Überfälle auf Postkutschen. Trotzdem schafft es der Film, die Spannung über fast die gesamte Laufzeit anzuhalten. Grund dafür sind vor allem die Figuren und deren gut geschriebener Dialoge. Jede Figur birgt ihre Geheimnisse und der Zuschauer verlangt danach diese zu erfahren.
Bleibt nun trotzdem die Frage: Wie bewerte ich diesen Film? Ein wirklicher Western ist es schon. Der Film ist rau und gewohnt brutal. Was soll man auch von Tarantino anderes erwarten? Er liefert all das, was geschätzt fünfundneunzig Prozent der anderen Kinoblockbuster im Jahr vermissen lassen. Figuren, die ich irgendwie auf die ein oder andere Art zu schätzen weiß. Dialoge, die mich mal nicht zum ständigen Kopfschütteln bringen, sowie eine Gesamtatmosphäre, die eigentlich nur ein Quentin Tarantino hinbekommt. Da bleibt einem auch nichts anderes übrig als "Danke" zu sagen.
Fazit
The Hateful 8 macht an sich alles richtig. Das Setting wirkt zwar austauschbar, jedoch liegt nicht hier der Schwerpunkt. Dieser ist die spannende und gut geschriebene Geschichte. Zusammen mit den fantastisch gespielten Figuren ergibt dies einen Film, der einen zu keiner Sekunde langweilt.