In der Nacht vom 10. zum 11. Januar wurden in Los Angeles die Golden Globes, die Auszeichnung der Hollywood Foreign Press Association (HFPA) verliehen. Wir schauen uns einmal kurz die Gewinner der Nacht an und stellen mögliche Prognosen für die Oscars auf.
Bester fremdsprachiger Film
Gewonnen hat hier "Saul Fia" aus Ungarn. Das Auschwitz-Dama hatte bereits mehrere Preise in Cannes gewonnen.
Bester Animationsfilm:
Es konnte nur "Inside Out" werden. Zwar waren dieses Jahr "Die Peanuts" und "Arlo & Spot" dabei, Aber letzten Endes ist dieser Film der verdiente Gewinner.
Bester Filmsong:
"Writing’s on the Wall" von Sam Smith, bekannt aus dem neuen James Bond-Film "Spectre"
Beste Filmmusik:
Ennio Morricone – "Hateful Eight". Hierzulande wird man erst noch sehen, bzw. hören, ob der Preis verdient ist.
Bestes Drehbuch:
Aaron Sorkin – Steve Jobs
Beste Nebendarstellerin:
Kate Winslet – Steve Jobs
Bester Nebendarsteller:
Sylvester Stallone – Creed
Beste Hauptdarstellerin Komödie/Musical:
Jennifer Lawrence – Joy
Bester Hauptdarsteller Komödie/Musical:
Matt Damon – Der Marsianer
Beste Hauptdarstellerin Drama:
Brie Larson – Room
Bester Hauptdarsteller Drama:
Leonardo DiCaprio – The Revenant
Beste Regie:
Alejandro G. Iñárritu – The Revenant
Bester Film Komödie/Musical:
Der Marsianer
Bester Film Drama:
The Revenant
Ronnys Meinung:
Die Globes Gewinner gehen für mich so in Ordnung. Enttäuscht bin ich vom Song, da "Writings on a Wall" wirklich kein guter Bond-Song ist, vergleicht man die vorherigen damit. Dazu kommt das zwei viel bessere Nominierungen dabei waren, aber leider auch Müll. Gefreut habe ich mich für Sylvester Stallone. Auf seine alten Jahre nochmal sowas zu bekommen, wenn man bedenkt, aus welchen Genre er mal kam. Ich bin ein bisschen froh, dass es zwei Kategorien bei den Filmen gibt und somit Leonardo DiCaprio als auch Matt Damon gewonnen haben. Beide haben es mehr als verdient.
Für die Oscars sehe ich es allerdings anders. Ich glaube, dass gerade Michael Fassbender und Eddie Redmayne starke Konkurrenten werden und es DiCaprio nicht einfach machen werden. Ich hoffe aber sehr, dass er diesmal den Oscar holt. Ich will tatsächlich nicht wieder Redmayne als Gewinner sehen, davon abgesehen dass seine Leistung in "The Danish Girl" bestimmt wieder hervorragend ist. Als bester Film bin ich zwiegespalten. "The Revenant" ist ein Meisterwerk und verdient es. "Der Marsianer", sofern er nominiert wird, ist auf eine andere Art ein Oscar Film. Beide mag ich sehr (Revenant-Kritik folgt demnächst). Ich sähe tatsächlich eher Revenant als Gewinner, glaube aber auch, dass hier das gerade mit "The Danish Girl" ein Film dabei ist, der der Academy besser gefallen könnte. Wir können nur abwarten.
Saschas Meinung:
Eine Golden Globe-Verleihung mit wenig Überraschungen. Dafür wieder - dem Teufel sei Dank - mit Ricky Gervais, der mit seiner Art zu moderieren einen ständigen Kontrapunkt zu allen anderen Preisverleihungen setzt. Er darf sagen, was er will. Keiner nimmt seine Witze vorher ab und gerade das macht die Sache immer wieder so zu einer Freude. Besonders für die anwesenden Stars, auch wenn einige Klatschblätter und -Webseiten hinterher irgendwelche beleidigten Schauspieler hervordichten, um Klicks zu generieren.
Da "Der Marsianer" als Komödie eingestuft war (solche Späßchen gönnt sich die HFPA hin und wieder), war klar, dass dies gemacht wurde, um einen Sieg für Matt Damon sicherzustellen. Leonardo DiCaprio ging somit ohne Konkurrenz in sein Rennen. Da es bei den Oscars nur eine Hauptdarsteller-Kategorie gibt, wird es wohl auf die beiden hinauslaufen. Damit wird dies auch die spannendste Entscheidung sein, aber ich sehe den Vorteil bei DiCaprio.
Redmayne wird aufgrund seiner Jugend und seines Gewinns im vergangenen Jahr nicht wieder gewinnen. Fassbender spielte eine Rolle, für die man nominiert wird, aber nicht gewinnt. Wäre "Steve Jobs" ein Erfolg geworden, sähe es vielleicht anders aus. Ich setze mal Ian McKellan als "Mr. Holmes" als fünften auf die Liste, wobei Bryan Cranston in letzter Zeit Boden gut gemacht hat.
Bei den Nebendarstellern schälen sich in der Regel schnell die Favoriten heraus. Sollte Stallone seinen Zug beibehalten (bei den Screen Actors' Guild Award in drei Wochen kommt es darauf an für die Screen Actors' Guild Awards ist er z.B. gar nicht nominiert), werden wir ihn wohl einen Goldjungen in den Händen halten sehen – für die Rolle, die ihn zum Star machte. 40 Jahre später. Hollywood liiiiiebt solche Geschichten. Und die lassen sich auch gut verkaufen, um Zuschauer anzulocken.
Bei den Nebendarstellerinnen ist das Feld noch offener. Hier wie bei den Männern unterscheiden sich oft die Nominiertenlisten am meisten zwischen Globes und Oscars. Kate Winslet sehe ich irgendwie nicht vorne. Alicia Vikander oder Rooney Mara könnten hier was reissen. Aber eine Überraschung ist auch möglich.
Bei den Hauptdarstellerinnen geht tatsächlich Brie Larson mit Rückenwind aus dieser Verleihung. Auch wenn ich den Film nicht gesehen habe, so überschütten sich die Kritiker derzeit mit Lob für eine wirklich nicht einfache Rolle. Sie ist wohl derzeit der sicherste Tipp auf einen Sieg Ende Februar.
Und der beste Film? Tja. "Marsianer" lag bislang gut im Rennen, "The Revenant" kommt aber mit großen Schritten von hinten heran, denn er kommt jetzt erst in die Kinos. Das heißt, der Eindruck ist frischer und damit vielleicht auch entscheidender. Interessanterweise haben ja beide das Grundthema gemeinsam. Ein Einzelkämpfer, gestrandet in einer tödlichen Wildnis, entschlossen zu überleben. Ich hatte ja noch gedacht (und wahrscheinlich gehofft), dass der erste Science-Fiction-Film als bester Streifen ausgezeichnet wird. Jetzt bin ich mir da unsicher.
Bei der Regie scheint aber Ridley Scott vorne zu liegen. Iñárritu hat erst vergangenes Jahr gewonnen - und Scott ist (wie DiCaprio) auf dieser "er-hat-es-schon-lange-verdient"-Spur unterwegs.
Eine weitere Unbekannte ist "Star Wars". "Das Erwachen der Macht" könnte die technischen Kategorien ordentlich durchschütteln. Auch John Williams' Score wird in höchsten Tönen gelobt. Er ist über 80. Und könnte für etwas gewinnen, dass er schon vor 40 Jahren gemacht hat... Wenigstens wird es nicht langweilig.