Am 3. Dezember kommt ein Film in die Kinos, der mir sehr am Herzen liegt. Ein Film über die Sterne-Gastronomie. Ob er es endlich mal schafft, das Bild der Kochsendungen und Hobbyköche zu verändern, erzähl ich euch jetzt.
"Adam Jones, Men hoped you were dead!"
Nach einem gewaltigem Absturz mit Drogen und Frauen, versucht der Sternekoch Adam Jones in London wieder Fuß zu fassen. Er taucht bei seinem alten Freund Tony im Restaurant auf mit dem Ziel, dieses Resaturant zu einem 3-Sterne-Lokal zu machen. Jones hat auch schon die passenden Leute für seine Küchenmannschaft. Seinen ehemaligen Sous-Chef aus Frankreich Michel. Den gerade frisch aus dem Gefängnis kommenden Max. Den jungen aufstrebenden Straßenkoch David und die talentierte Köchin Helene, in der Jones mehr Talent sieht als sie selber. Im Konkurrenzkampf mit seinem früheren Kollegen Reece und alten Sünden, mit denen Jones fertig werden muss, zeigt sich, ob Adam mental und physisch wirklich bereit ist für diese Herausforderung.
"Lets Go! … Yes, Chef!"
Für diese Rezension werde ich einmal genauso „hart“ reden, wie man es in der Küche oft macht. Ich werde das A- und F-Wort benutzen. Ihr seid vorgewarnt.
Als ich damals den Trailer dazu sah, war ich großer Hoffnung, endlich den Gastronomie-Film zu sehen, der mal ein anderes Licht auf diesen Beruf wirft. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Wenn ich meinen Freunden oder meiner Familie erzählte, wie ich in Betrieben 14 bis 16 Stunden Tage arbeitete, Küchenchefs rumschrien, man ständig unter Strom war und man eigentlich so upgefucked war, dass man es körperlich sah, konnten es sich viele nicht so recht vorstellen. "Im Rausch der Sterne" im englischen "Burnt" zeigt endlich einmal die Sterne-Gastronomie, wie sie ist. Hart, stressig, laut, Körper und Geist zehrend sowie eigentlich nicht gut bezahlt. Gut, das wäre jetzt mein kleiner Kritikpunkt an dem Film, so richtig bemerkt man die Geldknappheit nicht so ganz. Klar, am Anfang ist Jones pleite, Geldeintreiber kann er auch nicht bezahlen und der junge David lebt mit seiner Freundin in einer echt miesen kleinen Wohnung.
Fernab davon zeigt der Film aber viel Leidenschaft für das Kochen. Es werden Gerichte gezaubert, die einfach lecker anzusehen sind. Es wird zwar nicht haargenau gezeigt, wie die Speisen zubereitet werden, aber gerade das Braten auf dem Punkt, sei es Fisch, Fleisch oder aber Meeresfrüchte, werden gut rübergebracht. Es wird ebenfalls gut gezeigt, dass der Job und der Anspruch, besser zu werden, über die Arbeitszeit hinausgeht.
Was mir ebenfalls richtig schön gefallen hat, waren die kleinen Details. Sei es, dass Jones Seitenhiebe auf die "Molekularküche" gibt oder dass er "Burger King" als das heutige Essen der Unterklasse bezeichnet, was eben aus billigem Abfallfleisch lecker zubereitet wird. Schön auch, dass er klar macht: wenn man gut ist in der Gastronomie, ist man unverzichtbar. Heißt keine Freizeit. Es gibt eine Szene, in der Helene einen Tag frei haben möchte, da ihre Tochter Geburtstag hat. Tja und das gibt’s nicht. Klar fucked das Helene ab und wie jeder Mensch ist man richtig schlecht gelaunt.
Jones schreit viel rum, schmeißt das Essen samt Teller vom Pass und belöffelt seine Mitarbeiter. Und da komme ich zur stärksten Rolle. Bradley Cooper verkörpert hier geradezu perfekt dieses Arschloch von Küchenchef. Ich hätte absolut keinen Bock mich mit diesem selbstverlieben Vogel auseinanderzusetzen, geschweige denn mit ihm zu arbeiten. Cooper, sowie der Rest der Darsteller haben fast sechs Monate in einem richtigen Sterne-Lokal trainiert. Und das merkt man. Cooper beherrscht perfekt, was er sagt und darstellt. Er schafft es ebenfalls, den anfangs unsympathischen Charakter immer mehr lieben zu lernen. Adam Jones ist ein unliebsamer Mensch, auf den ersten Blick. Allerdings wurde er so gebrochen, hat Zugehörigkeitsängste und kommt mit seiner Art Erfolg zu haben nicht zurecht. Die Tiefen des Charakters spielt Bradley Cooper unglaublich gut.
Ebenfalls macht Sienna Miller, die Helene spielt, wirklich gute Arbeit. Sie versteht ihr Handwerk und zeigt, wie schwierig es sein kann, alleinerziehende Mutter zu sein und eben Sterneköchin.
Am meisten hat mich auch Omar Sy überrascht. Kennt man ihn als Witzbold aus "Ziemlich beste Freunde" haut er hier nochmal eine ganz neue Palette raus. Man sieht ihn so gar nicht mehr als Witzbold an und hat Respekt.
Daniel Brühl hat für mich das geschafft, was viele andere deutsche Schauspieler nicht hinkriegen. Nämlich den Sprung nach Hollywood. Sein Charakter Tony entspricht genau dem Bild eines Restaurantleiters, was ich kenne. Steif, mit Stock im Arsch, weniger aufbrausend aber doch dem Perfektionismus verschrieben.
"If you get 3 Stars you're Yoda!....But what if he's Darth Vader?"
Von der Ausstattung macht der Film viel her. Die Küche sieht sehr schön und professionell aus. Das Restaurant weiß zu überzeugen und die Lebensmittel und somit Gerichte sind echt. Am Set war ein Sternekoch zugegen, damit der Film die Authentizität bekommt, die er verdient. John Wells hat sich sehr gut mit der Materie auseinandergesetzt. Dieser drehte bereits dem Film "Im August in Osage Country" und schrieb die Drehbücher zu "Emergency Room".
Die Story ist zwar sehr Hollywood-like, das ist aber ehrlich gesagt nichts negatives. Es gibt eine kleine Liebesgeschichte, die aber so minimal ist, dass sie eigentlich gut in den Kontext passt und überragt nicht, wie andere Kritiker schrieben.
Ich würde diesen Film immer verteidigen. Er macht so vieles richtig und eigentlich selten was falsch. Er zeigt mir genau, warum ich damals nicht weiter in die Sterne-Gastronomie wollte, ich aber ebenfalls an etwas besonderem teilhaben durfte. Die Scheiße, die da gezeigt wird, ist nicht mit dem Hobbykochdreck und Tim Mälzer-Kochsendungen zu vergleichen, wo ein Biolek, halb besoffen meint "Es schmeckt interessant!", wenn es ihm nicht mundet. Die Leute sollten sich nach diesem Film mal überlegen, was die Köche jeden Tag leisten und warum es so wichtig ist, nicht ein vollkommenes Arschloch zu sein, wenn man die Rechnung bezahlt, Sonderwünsche hat oder aber einfach binnen einer Minute ein Gericht haben zu wollen, was nix kosten darf, aber auf dem Niveau der Sternegastronomie ist.
Leider glaube ich, dass dieser Film nicht sehr gut bei der breiten Öffentlichkeit ankommen wird. Viele Kritiken sagen ihm nach, dass er eher Mittelmaß sei und nicht viel außer einer Liebesgeschichte und gutem Essen zu bieten habe. Ich sage: BULLSHIT.
Fazit
Ich bitte euch inständig, guckt euch diesen Film an. Erzählt allen von diesem Film. Er zeigt meinen Beruf in der hohen Gastronomie perfekt. Bradley Cooper leistet hier Großartiges und ich würde ihn dafür gerne mindestens eine Nominierung für den Oscar geben wollen.
Wer gerne gut Essen geht und Kochsendungen unrealistisch findet, für den ist dieser Film ein MUST SEE dieses Jahr.