Wenn der Doctor mal in Leipzig vorbeikommt, dann kann nur Nerdzig dafür sorgen! Nachdem das Team in unserem Doctor Who-Podcast mich dazu gebracht hatte, die Serie nicht nur anzusehen, sondern auch Fan zu werden (Direkter Download der mp4-Datei ansonsten http://nerdzig.de/podcast) nahm das Unheil seinen Lauf...
Eine kurze Idee....
Wie so oft bei aufwändigen Sachen, steckt dahinter ein schnell dahergesagter Gedankenaustausch.
"Irgendwann machen wir mal unsere eigene Doctor Who-Folge..."
Fünf Monate später: "Es gibt jetzt einen neuen Doctor Who-Comic."
"Hey, machen wir doch in der nächsten Comic/Check-Folge einen Gastauftritt vom Doctor!"
"Ich hab ein komplettes 10. Doctor-Outfit..."
"Ok, ich schreib da mal was auf... Nur kurz... vielleicht noch bissl Dialog dazu..."
So nahm es dann seinen Lauf, dass von meiner Seite am Ende 18 (!) Drehbuchseiten vorlagen (was in etwa 18 Minuten Film ergibt). Nicht eingerechnet die Rezensionen, die jedes Mitglied ja noch selber schreibt. Zum ersten Mal eine komplette Spielhandlung als Rahmen für eine Folge...
Wenn man bedenkt, dass wir die meisten Dialoge und Moderationen eher improvisieren oder zumindest ohne exakte Niederschrift vortragen, kann man sich denken, dass dies eine große Umstellung war. Am Ende haben wir dann die Dialoge als Richtlinie genommen und sie beim Dreh mal mehr, mal weniger angepasst.
Aber: es waren alle gleich von Anfang mit an Bord, Herausforderungen machen das Leben eben interessanter – und YouTube-Serien besser.
Die Hauptlast lag dabei auf den Schultern von Chrissy und Diana als Doctor und Companion wider Willen. In der Ursprungsversion sollte Chris der Bösewicht sein und Ronny der unbeteiligte Rezensent. Aus Zeitgründen wurde dies dann gewechselt (und als Gag in die Folge mit eingebaut). Ronny hatte ja schon vorher Erfahrung als geheimnisvoller Fremder, hier kam noch seine Tarnung als "grumpy Ronny" dazu, der so gar nichts vom Doctor und seinen Manierismen hält.
An dieser Stelle darf ich das Lob für das Spiel des Teams, das es von vielen Seiten gab, auch nochmal mit Nachdruck wiederholen! Es hat einfach Spaß gemacht, ihnen nur zuzusehen. Die Folge profitiert immens davon, dass hier echte Talente am Werk sind!
"Nicht anfassen!" - Die Dreharbeiten
Die Szenen wurden von mir in einzelne Einstellungen runtergebrochen und ein Drehplan dazu erstellt. Zum Schreiben habe ich celtx benutzt, ein freies Drehbuchprogramm, das zwar nicht die gleiche Bedienungsfreundlichkeit vom recht teuren Industriestandard Final Draft hat, aber dafür vor allem als Produktionstool ausgelegt ist. D.h. man kann von hier aus Drehpläne, Storyboards und vieles, vieles mehr erstellen. Bestimmte Zusatzfeatures sind kostenpflichtig, aber für unsere Zwecke reicht die freie Version völlig aus.
So drehten wir dann in den einzelnen Ecken der Leipziger Comic Combo die jeweiligen Szenen dort ab, der Schwerpunkt lag dabei vor allem auf den Bereich vor den Türen im oberen Stock. Diese waren im übrigen Inspiration für die Folge, da es mich immer sehr gestört hat, dass gerade die Tür mit dem Deadpool-Poster bei allen möglichen Aufnahmen zu sehen war, vor allem wenn sie nicht dahin sollte. Entsprechend musste ich immer gegen sie arbeiten. Kannst du deine Feinde nicht besiegen, verbünde dich mit ihnen...
Die Tür ist überall...
Insgesamt dauerte der Dreh fünf Stunden und damit locker mehr als doppelt so lange wie sonst, besonders da wir ohne Pause durchmachten und es so gut wie keinen Leerlauf gab, denn es waren sehr oft alle mit im Bild. Drehschluss war dann kurz nach Mitternacht. Danke an dieser Stelle nochmal an den Chef der Comic Combo, der uns dies gestattete!
Für die Ausleuchtung benutzten wir aus Zeitgründen nur die LED-Flächen-Leuchten wie sonst auch, zudem normales Umgebungslicht, in diesem Fall Leuchtstoffröhren in der Decke. Mit dem entsprechenden Weißabgleich legten die eine leichte blaue Kante auf die Schauspieler, was in der Farbkorrektur noch verstärkt wurde.
In der Szene am unteren Türeingang kam noch Licht durch die Rollladenschlitze, was alles ein wenig interessanter aussehen ließ. Insgesamt habe ich hier einen düsteren Look verwendet, der aber auch erst in der Postproduktion entstand. Den Ausleuchtungsstil der David-Tennant-Ära nachzubilden, wäre sicher sehr spannend geworden, aber dafür fehlten einfach die Zeit und die Mittel.
In der Serie setzte man in dieser Zeit auf einen poppig-bunten Sci-Fi-Look, der mit starken Farbflächen arbeitet. So sind Räume oder Teile davon in grün, pink, gelb oder blau gehalten. Das sieht man z.B. in der TARDIS recht gut. Der Raum ist rötlich-gelb, an der Steuerkonsole gibt es punktuelle grüne Lichter, in den Kulissen und Kostümen finden sich in der Regel wenig Farbkontraste. Der Doctor trägt einen braunen Anzug, seine Bedienelemente sind auch grün oder zumindest neutral. Hier stechen in erster Linie die Companions heraus, was unterstreicht, dass sie nur "Gäste" in der TARDIS sind (Rose Tyler trägt z.B. oft einen pinkfarbenen Hoodie. Das passt zum Namen und ist Komplementärfarbe zu Hellgrün).
Man sieht, da hätte man viel machen können. Vielleicht dann beim nächsten Mal...
mehr als fünf Stunden - die Postproduktion
Apropos Farbkorrektur: Diese gestaltete sich tatsächlich etwas schwieriger als anfangs gedacht. Der oben erwähnte düstere Look war schnell beisammen, dank Magic Bullet von Red Giant, das ich hauptsächlich verwende und sehr empfehlen kann. Die Farbkorrektur der anderen Szenen war etwas zurückhaltender und deshalb mehr Detailarbeit, die immer wieder geändert und angepasst wurde. Von derselben Firma sind auch z.B. die Universe-Plugins, die von sehr hoher Qualität und auch sehr flexibel sind. Ich benutze sie recht häufig für Nerdzig. Red Giant wird am 8. Dezember wieder einen Special Sale-Tag haben, mit 40 Prozent Rabatt. Könnte sich also lohnen.
vorher wirkt alles noch etwas flach...
ein bissl mehr "Punch", wie der Colorist sagt, bei Farbe und Kontrast und schon schaut's netter aus
vorher
nachher
Viele Effekte war diesmal das Motto. Dabei kombinierte ich zumeist mehrere Dinge. Einer meiner Lieblings-Plugin-Hersteller ist MotionVFX, von dem auch die Vorlage für den normalen Nerdzig-Vorspann stammt. Genauso wie die Übergänge und der "Blättereffekt" bei den Comic-Rezis. Bei den Explosionen am Ende, in denen Ronny und der Doctor-Who-Comic verschwinden, nutzte ich MorphCut, das eigentlich zum Überdecken von Schnitten da ist. Hier hatte es einen schönen "Saugeffekt" beim Verschwinden. Darüber legte ich Explosionen aus dem mBlast-Paket - echtes Material von Explosionen und Feuerbällen, das stark bearbeitet und verkleinert wurde. Dazu ein wenig Staub, ein paar Leuchteffekte noch und fertig.
leichte Verzerrungen dank Morph-Effekt
darüber eine Explosion (hier mit Lumakey)
blaugefärbte Flammen sind immer sehr Science-Fictionmäßig
strahlende Staubkörner geben den letzten Schliff
im Schnittprogramm sieht es dann so aus
ganz ohne irgendwas
ein "Knoll Light" obendrauf
und eine Mini-Explosion machen das ganze dann schön
Kombiniert werden muss das ganze natürlich mit den richtigen Soundeffekten, die sind im Grunde die halbe Miete. Hierbei nutze ich vor allem die Soundbibliothek, die mit Final Cut Pro X geliefert wird. Bei iMovie lässt sich auch das eine oder andere finden und es gibt im Internet überall große Sammlungen von freien Effekten. Natürlich kann man die auch selber aufnehmen.
Ein Effekt macht es aber in der Regel nicht aus. Man muss kombinieren, verschiedene Sounds lauter und leiser machen, verlangsamen oder beschleunigen, bis es passt. Bei Ronnys Explosion ist z.B. kein dezidiertes Explosionsgeräusch zu hören. Es sind Glasssplitter, Basswummern, ein Schlag auf Metall und etwas, was sich "Appear Crystal" nennt. Zusammen ergibt sich etwas, was wie eine Entladung eines außerirdischen Dimensionsportals klingen soll.
Es kam sogar ein wenig Green Screen zum Einsatz. Das war aber eher spontan am Set entstanden. Geplant war, Chrissy und Diana vor die Deadpool-Tür zu stellen und diese mit einer TARDIS zu ersetzen. Der Raum davor war aber zu eng, als dass sie die Mitte freilassen konnten. Daher kam eine extrem teure Lösung zum Einsatz... ein grünes Papiertischtuch! War noch im Lager, hatte annähernd die richtige Größe und ein schönes Giftgrün als Farbe.
Improv-Green-Screen aus dem Lager
Mein bevorzugter Keyer ist Hawaiki, der für wenig Geld sehr viele gute Einstellmöglichkeiten bietet und auch hier bei dem etwas unebenen Stoff half. Dennoch musste ein wenig mehr kombiniert werden. Denn natürlich finden sich auch in einem Comicladen GRÜNE Bücher... Damit die keine Löcher kriegen, legte ich also noch einmal Masken um den rechten und linken Teil des Bildes.
Die grüne Decke war zudem etwas schief an der Tür angebracht. Die TARDIS schaut daher wie durch einen Dimensionsspalt nur aus der Tür heraus. Ein pulsierend aufleuchtender Rand hilft das zu unterstreichen und auch ein paar unschöne Stellen zu kaschieren. Natürlich darf man dann in den anderen Einstellungen nicht vergessen, ein Licht von der Seite hereinscheinen zu lassen.
fast fertig
Alles schön shiney!
Die Musik macht ebenfalls einen großen Teil der Atmosphäre aus. Wir benutzen (wie die Hälfte des Internets wahrscheinlich auch) viel aus der freien Mediathek von Kevin MacLeod. Bei solchen Produktionen kann man dann aber auch mal eine größere Bandbreite einsetzen. Von lustigen, fast schon cartoonartigen Stücken bis hin zur großen Dramatik ist alles dabei.
und sonst noch?
Apropos Musik. Doctor Who ist natürlich nichts ohne die berühmte Titelsequenz, die immer auf der Höhe der technischen Effekte der jeweiligen Zeit war. Da ich diese mit meinen sehr bescheidenen After Effects-Kenntnissen nicht nachbilden kann und nicht einfach was aus dem Internet nehmen wollte, haben wir die Sequenz handgemacht nachgebaut.
Dabei war meine Freundin Sabrina eine große Hilfe, die sich sonst um unsere Website kümmert. Da sie aber sehr bastelaffin ist (siehe ihren eigenen Blog Cabris Kreativblog.de), setzten wir meine bescheuerte Idee in die Tat um, eine gebastelte TARDIS in einem Vortex aus bedruckten Folien fliegen zu lassen.
Das ganze funktioniert kopfüber. Unten steht eine Kamera mit Fischaugenobjektiv, die TARDIS wird an Schnüren hochgezogen, ein bewegter Reflektor (hier auf den Fotos nicht zu sehen) sorgt für das Licht im Zeitwirbel. Ein Tag Bastelarbeit für etwa 20 Sekunden Film!
Fazit
Eine Folge, die sehr viel Spaß gemacht hat zu produzieren – und bisher auch ganz gut bei den Zuschauern ankam. Einen solchen Aufwand werden wir nicht alle Tage betreiben können. Aber dafür sind Highlight-Folgen nun mal da...