Deutsche Komödien haben einen schweren Stand. Wenn man nur Fack Ju Göthe oder die Rom-Coms von Familie Schweiger kennt, hat man wenig Vertrauen in jede neue deutsche Komödie. Und dann kommt mal so etwas wie Beckenrand Sheriff und steigert das Vertrauen.
Hier wird nicht gerannt!
Karl Kruse liebt sein Freibad. Es ist zwar schon etwas heruntergekommen und so viele Besucher lockt es auch nicht mehr an, aber es ist sein ganzer Stolz. Beliebt bei den verbliebenen Badegästen ist er durch seine strengen Regeln und unsensible Art ebenfalls nicht. Daher scheren sich wenige, als die kommende Schließung durch die Bürgermeisterin bekannt gegeben wird. Das Freibad passt nicht mehr in das Stadtbild rein und ist sowieso zu teuer.
Da kommt der Investor Albert Dengler mit seiner Idee von schicken neuen (und teuren) Wohnungen gerade richtig. Als ob das nicht schon alles genug Stress für Karl ist, bekommt er vom Arbeitsamt noch den jungen Flüchtling Sali aufgezwungen, damit dieser nicht abgeschoben wird. Nun heißt es das Freibad retten, Sali bei seinen Problemen helfen und die Regeln beim Badespaß einhalten.
Die Thematik der deutschen Korrektheit auf ein Freibad zu klatschen ist spitze. Milan Peschel macht als Bademeister Karl Kruse einen fantastischen Job. Immer zur Stelle, wenn die Regeln nicht eingehalten werden, absolut korrektes Ablesen der Wasserstandzahlen und wehe hier kommt einer zu früh zum schwimmen.
Das klappt alles hervorragend und nimmt die deutsche Mentalität perfekt aufs Korn. Gisela Schneeberger als die lobbiistische Bürgermeisterin ist ebenfalls für den ein oder anderen Schmunzler zu haben. Sie repräsentiert natürlich die deutsche Politik und ihre wie-der-Wind-weht-Einstellung. Ein großer Gewinn ist natürlich auch Sebastian Bezzel, der den verhassten Investor und Bauherren Albert Dengler spielt. Typisch unsympathisch, aber mit einer Backstory die dann doch das herzliche in ihm vorbringt.
Der nigerianische Flüchtling Sali - gespielt von Dimitri Abold - bringt dann aktuelle politische Themen hinein. Sein Charakter passt sich eigentlich gut in das Freibad Setting an; seine Flüchtlingsstory allerdings nicht. Außerdem kann er nicht schwimmen, muss das aber als Bademeister-Azubi draufhaben. Und diverse Liebesgeschichten gibt es auch noch. Wir sind hier schließlich immer noch in einer deutschen Komödie.
Kaltduscher
Wie bereits erwähnt ist nicht alles rund. Gerade die Thematik mit dem Flüchtling Sali klappt nur so halb. Ich verstehe, dass man hier einen kritischen Blick drauf werfen möchte, aber das ist einfach nicht der Film dafür.
Sali muss einen festen Job haben und diverse Anträge ausfüllen, um zu bleiben. Sonst wird er abgeschoben und die Polizei scheint recht schnell zugange, wenn es um Abschiebung geht. So ganz habe ich das nicht verstanden, da die Bürokratie das Problem zu sein scheint, da Sali ja einen festen Job hat.
Das wird aber auch nie richtig aufgelöst, sondern eher dramatisch in Szene gesetzt, wie die Polizei ihn abschieben will und seine Freunde sich dagegen wehren. Zu genau darf man da nicht nachdenken.
Wichtiger ist die Rettung des Freibades. Karl kann den örtlichen Wasserballverein für sich gewinnen, da sie sonst keine andere Trainingsmöglichkeit haben. Die Trainerin Silke Wilhelm - gespielt von Johanna Wokalek - hat es Karl ebenfalls angetan. Auch Sali hat seinen Love Interest in der Tochter von Albert Dengler, Lisa.
Lisa hat ebenfalls ihre eigenen Probleme, da sie eine begnadete Schwimmerin war aber beim Doping erwischt wurde. Das Verhältnis zu ihrem Vater ist ebenfalls nicht das beste. So kommen alle Geschichten mal besser und mal schlechter zusammen.
Allerdings funktioniert die Komödie an sich und unterhält einen den gesamten Film über. Gerade wenn auch später noch eine Figur auftrumpfen darf, die nur zu Beginn kurz eingeführt wurde - Dr. Rieger dargestellt von Rick Kavanian.
Mit allen Wassern gewaschen
Die Figuren untereinander funktionieren ganz gut. Der Humor ist auch gut gelungen. Einzig die Geschichte mit der Flüchtlingsthematik reißt einen immer wieder raus. Trotzdem macht der Film so vieles besser, als andere Vertreter des Genres.
Die Liebesgeschichte zwischen Bademeister Karl und Trainerin Silke ist schön überkorrekt deutsch dargestellt und passend für diese Altersgruppe und Beamte - Kleiner Scherz. Trotzdem hat mir gerade ihre Geschichte mit am besten gefallen. Auch das Wasserball-Team hat mich sehr gut unterhalten. Hinzu kommt eben auch der bayrische Dialekt einiger Figuren. Sebastian Bezzel hält sich hier aber eher zurück, aus den Eberhofer-Krimis kennt man ihn ja anders.
Eine sehr schöne Szene ist die Kirchenpredigt von Pfarrer Nissl, der diese nutzt, um Geld für das Freibad zu sammeln und vollkommen ungehalten wird. Auch das Interview mit Bademeister Kruse und der lokalen Presse artet komplett aus. Solche Szenen machen sehr viel Spaß und runden den komödiantischen Teil des Filmes sympathisch ab.
Die Figuren sind wirklich das Highlight des gesamten Filmes. Ihre Interaktionen machen den Film sehenswert und kaum einer fängt an zu nerven. Alle sind irgendwo herzlich und nachvollziehbar.
Außerdem ist es mal schön eine deutsche Komödie zu sehen, wo kein Schweiger, Schweighöfer oder M'Barek mitmacht und nicht in Klischee-Asi oder der-tolle-Hengst-findet-die-Liebe-seines-Lebens untergeht. Es ist ein geerdeter Film über ein Problem mit deutscher Überkorrektheit und das gefällt.
Fazit
Beckenrand Sheriff hat ein Problem und das ist die gesamte Geschichte um die Flüchtlings-Thematik. Ansonsten funktioniert hier alles sehr gut und macht eine Menge Spaß. Die Figuren sind alle liebens- oder hassenswert. Es gibt viele lustige Szenen, die den komödiantischen Teil toll abrunden.
Die Grundprämisse sorgt für einen schönen Zusammenhalt und Interaktionen der verschiedenen Figuren. Die Liebesgeschichte des Bademeister Kruse und der Trainerin Silke ist schön kitschig aber durch die deutsche Zugeknüpftheit saulustig.
Sebastian Bezzel kann auch einen unsympathischen Bauherren spielen und funktioniert perfekt. Dimitri Abold als Sali darf einiges zeigen, leidet aber etwas unter dem Drehbuch. Rick Kavanian darf in einer Nebenrolle ordentlich glänzen.
Beckenrand Sheriff sollte man auf jeden Fall eine Chance geben. Er ist der Versuch mal was anderes zu machen als den üblichen Til Schweiger-Kram und das macht er sehr gut. Wie die Eberhofer-Krimis kann auch dieser Film ein Erfolg werden und mal einen Wendepunkt in der deutschen Comedy darstellen. Einzig das kritische Flüchtlingsthema hätte ein anderer Film sein müssen und dort wahrscheinlich auch besser funktioniert.
Allerdings kann ich diesen Film hier vollends empfehlen. Bitte schaut ihn euch an, da wir mehr von dieser Art in den Kinos brauchen.