Der neue Film von Guillermo del Toro ist endlich da. Mit starker Besetzung und einer Geistergeschichte. Ob er was taugt zur Halloweenzeit oder fauler Spuk ist, klären wir jetzt
"Dies ist keine Geistergeschichte, sondern eine Geschichte in der ein Geist vorkommt!"
Edith kann Geister sehen. Ihre erste Begegnung hatte sie als kleines Mädchen durch den Geist ihrer Mutter, die an Cholera starb. Sie suchte sie nachts heim und warnte sie vor "Crimson Peak". Als junge erwachsen Frau strebt sie die Schriftstellerei an, wird jedoch mit ihrem Stil als Frau nicht ernst genommen. Da taucht auf einmal in der Stadt der charmante Sir Thomas Sharpe von Allerdale Hall mit seiner Schwester Lucille auf. Dieser möchte nur das nötige Geld für eine selbstgebaute Maschine zur Tongewinnung bei einem aufstrebenden Industriellen erbetteln. Pech, dass dies Ediths Vater ist und er so gar nichts von Thomas hält. Dies hält Thomas jedoch nicht davon ab, mit Edith eine Liebelei anzufangen. Nach dem tragischem Tod des Vaters heiraten Edith und Thomas und ziehen mit Lucille zurück nach England in das alte Haus Allerdale Hall. Das Haus birgt jedoch ein schreckliches Geheimnis.
"Hüte dich vor Crimson Peak!"
Zuerst mal das Positive. Dieser Film hat eine richtig tolle und dichte Atmosphäre. Das Haus sieht so unglaublich gut aus. Aus den Wänden läuft der rote Ton, es ist undicht, knarrt an allen Ecken und Enden, ist vermodert und verwinkelt. Dieses Haus und die Atmosphäre sind die größten Pluspunkte des Films. Leider sieht es bei den anderen Punkten nicht so gut aus.
Die Schauspieler liefern alle eine ordentliche Leistung ab, haben allerdings auch offensichtliche Schwächen. Die einzige, die meiner Meinung nach perfekt spielt, ist Jessica Chastain als Lady Lucille. Ihr Charakter ist vom ersten Moment, wo man ihn kennenlernt, total unsympathisch und es wird einem leicht gemacht, sie zu hassen. Dafür muss man Chastain wirklich Respekt zollen. Bei den beiden anderen Hauptdarstellern ist es leider nicht ganz so. Mia Wasikowska spielt zu Anfang noch eine recht feministische Edith, wird aber schnell zu einem eher kindlich verliebten Mädchen, die recht leichtgläubig agiert. Tom Hiddleston spielt den charmanten Engländer wirklich gut. Das nimmt man ihm einfach ab. Allerding habe ich meine Probleme mit der Darstellung seiner Selbstzweifel. Wobei ich auch sagen muss, das Hiddleston sehr mit seiner Sprache schauspielert und man vielleicht die englische Originalfassung anschauen müsste, um eine komplette Wertung zu geben.
Was del Toto wirklich kann, sind die Monster-, bzw. Geisterdesigns. Auch hier hat er wieder ordentlich rangeklotzt. Die Geister sehen ekelhaft und schaurig schön aus. Sie sind eben aber nur Mittel zum Zweck und nicht Dreh- und Angelpunkt der Story. Und das ist der größte Kritikpunkt dieses Films.
Die Story ist vorhersehbar und bietet nun wirklich keinerlei Überraschungen. Es kommen Szenen, wo man sich selber noch interessantere Geschichten, bzw. Wendungen einfallen lässt als das, was der Film bietet. Die endgültige Auflösung ist wirklich lahm und man fragt sich, ob es derselbe Regisseur ist, der sich damals den krassen Plot-Twist von Pans Labyrinth ausdachte. Was mich ebenfalls störte, waren die nervigen Jumpscares. Anfangs sind die Geistererscheinungen noch wirklich gruslig. Aber schnell verkommen sie zu lästigen Schreckmomenten, die immer mal wieder kommen, um die Spannung anzuheben. Für mich eine echt armselige Art die Geister zu verbraten.
Die Effekte und die gesamte Ausstattung des Filmes sind hervorragend und lassen sich sehen. Der Stil des späten 19ten Jahrhunderts wurde wirklich gut eingefangen. Das reicht mir aber nicht, um einen kompletten Film zu tragen.
Fazit
Dieser Film ist ein Ausstattungsporno mit einer richtig guten Atmosphäre und tollen Effekten. Aber auch nicht mehr. Die Story ist unglaublich schwach und vorhersehbar. Die schauspielerische Leistung ist solide bis gut (durch Jessica Chastain). Aber alles in allem ein Film, den man schnell wieder vergisst und für die Halloweenzeit mal ganz nett war.