„ICH WEISS NICHT, WAS ICH TUN SOLL. BITTE…“
Die Erde ist am Ende und die Zeit des Menschen auf dem blauen Planeten läuft ab. Nur noch wenige Jahre verbleiben, bis unsere Heimat als unbewohnbar gilt – die mögliche Rettung liegt jedoch in weiter Ferne.
Auf einer fremden Welt soll die Menschheit neue Wege gehen und so bricht sie mithilfe von Raumschiffen dorthin auf. Eines dieser Schiffe ist die USS Montgomery, das mehrere Familien an Bord und schon eine weite Reise hinter sich hat.
Ohne Vorwarnung kommt es jedoch zu einem verhängnisvollen Zwischenfall, bei dem sämtliche Erwachsene an Bord getötet werden und fortan die Kinder auf sich gestellt sind. Einzig die K.I. des Schiffes ist als eine Art Vormund geblieben und sichtlich bemüht die Kinder zu beschützen.
Nur wenn alle zusammenhalten, können sie überleben und in ihr neues Zuhause gelangen. Doch die nächste Bedrohung erwartet sie bereits.
„LIL, KOMMST DU BITTE ZURÜCK? ES IST NICHT SICHER, UND ES GIBT NIEMANDEN, DER UNS HELFEN KANN. AM BESTEN BLEIBEN WIR ALLE ZUSAMMEN.“
Wer sich zuletzt intensiv mit dem Autor Jeff Lemire auseinandergesetzt hat, wird sicher nicht schlecht gestaunt haben, über die immense Fülle an Projekten, die der Kanadier zurzeit betreut. Neben vielen Titeln für die bekannten Großverlage, tüftelt Lemire auch fleißig an eigenen Serien und neuen Ideen herum. Die Gesamtanzahl wirkt dabei schon beängstigend absurd.
Wie sehr die Qualität unter solchen Umständen zu leiden hat, lässt sich nur schwer erahnen. Sentient: Kinder der K.I. könnte nun aber ein erstes Beispiel dafür sein.
Doch man sollte erstmal das Positive hervorheben. Da wäre das grundsätzliche Setting und seine Figuren, die überzeugend funktionieren und ihren Zweck erfüllen. Gerade das sich vorsichtig entwickelnde Verhältnis von Kindern und K.I. ist interessant umgesetzt.
Lemire trifft hier schon deutlich den Nagel auf den Kopf.
„IST MIR EGAL, WIE ALT DU BIST! ICH ÜBERNEHME DAS SCHIFF UND FLIEGE NACH HAUSE!“
Doch leider enden hier schon die positiven Aspekte von Sentient: Kinder der K.I. und wir müssen uns nun mit den Problemen des Titels herumschlagen.
Angefangen beim Aufbau, der wenige bis gar kein nennenswerte Momente bereit hält. Sicher, die Geschichte lebt von ihren Figuren und Dialogen, doch daneben gibt es nicht zu entdecken.
Stringent rattert die Handlung vor sich hin, wobei das Tempo immer weiter anzieht und konsequent auf sein actionreiches Finale zurast. Jedoch genau das braucht der Comic eigentlich gar nicht.
Lemire beweist schon vorher, wie viel Potenzial in seinen Charakteren und deren Konflikten steckt. Daher ist der Comic auch keine wirkliche Katastrophe, sondern viel mehr ein verpasste Chance. Mit Sentient: Kinder der K.I. begibt sich Jeff Lemire somit in die Kategorie: "Kann man lesen, muss man aber nicht."
Es fehlt schlicht an echten Highlights, Abwechslung und wirklich überzeugenden Ideen. Würde nicht Lemire draufstehen, könnte man auch glauben, dass dieser Comic nicht von ihm wäre.