„FLIEGEN FÄNGT MAN MIT HONIG, DU MANIKÜRTES MONSTER.“
Vor einigen Jahren stellte ich einen eigenen Rekord für mich auf. Die schnellste verfasste Review zu einem Comic. Ich benötigte genau eine Zugfahrt von meiner Arbeit bis nach Hause, um eine Comic-Review aus dem Ärmel zu schütteln und ja, ich sage das bewusst so flapsig. Schließlich ging es um einen Titel der damaligen Reihe der Suicide Squad. Die Fahrt dauerte etwas über 20 Minuten und genauso lange brauchte ich eben.
Diese Erfahrung sollte sich irgendwie als prägend für mich herausstellen. Eine Einstellung die auch gerade durch den Kinofilm noch bestärkt wurde. Ich würde alle folgenden Werke, die irgendwie mit dieser Truppe verflochten waren, meiden wollen.
Doch es sollte etwas kommen, das meine Meinung nochmal änden würde und dieses etwas war der australische Autor Tom Taylor (DCeased, Injustice).
„AERIE MAG DAS FLIEGEN NICHT.“
Über dessen auf Arbeit als Schreiberling lässt sich eigentlich vieles sagen, doch einen Punkt will ich dennoch hervorheben und zwar Taylors fast schon beängstigende Leidenschaft für das kreative Abtreten seiner Figuren.
Dabei geht er so leidenschaftlich vor, dass selbst ein George R.R. Martin nervös werden könnte. Beim Auftakt zur neuen Suicide Squad-Reihe hält sich Taylor entsprechend nicht zurück und WOW! - schon die ersten Kapitel beinhalten einige wirklich brutale Figuren-Enden.
Doch natürlich beschränkt sich die Geschichte nicht rein auf seine explosiven und gewaltbereiten Schauwerte, sondern widmet seinen alten und neuen Figuren ausreichend Platz und Zeit zum Erzählen.
Eine weitere Stärke von Taylor ist die emotionale Aufarbeitung seiner Figuren. Dies gelingt im auf geniale Weise bei Charakteren, die er neu einführt. Sämtliche dieser frischen Gesichter wachsen einem sofort ans Herz.
Großartig.
„OCH, ICH BIN IMMER FÜR RACHE ZU HABEN.“
Auch wenn ich ungern bei Taylor nach Schwachpunkten suche, so muss ich dennoch eine Kleinigkeit ansprechen. Streng betrachte, ähneln sich nämlich der mittlere Teil sowie das letzte Drittel in ihrem Kern. Dies hätte ich gerne verkürzt haben können, gleichzeitig ist aber auch hier Taylors Herangehensweise sehr löblich. Man bekommt nie wirklich das Gefühl, überflüssige Details zu erfahren.
Tom Taylor entpuppt sich also schon mit der ersten Ausgabe als Segen für die Suicide Squad. Er beweist erneut, das gewaltträchtige Action und mitfühlende Charakter-Momente sich nicht ausschließen müssen.
Ja, es ist immer noch ein Suicide Squad-Comic, aber dafür einer der besten der vergangenen Jahre.