Wie gut sowas funktionieren kann, zeigt uns Robert Kirkman (The Walking Dead) mit seiner Reihe Invincible, bei der er das Menschsein fast schon auf die Spitze treibt. Ich selbst behauptet sogar, dass er es übertreibt. Doch dazu später mehr.
Den Kern von Invincible bildet der junge Mark Grayson, der gerade den größten Schock seines bisherigen Lebens verarbeiten muss. Sein eigener Vater hat ihn und die gesamte Welt verraten und ist anschließend in den Weltraum geflohen. Ein harter Schlag, der Marks Mutter sogar in die Alkoholsucht trieb. Doch Zeit zum Tränentrocknen bleibt kaum, schließlich muss Mark als der Superheld Invincible seinen Pflichten nachkommen.
„ICH BIN DER WELTENFORMER!! ICH ERSCHAFFE LEBEN, WO KEINS IST!! ICH ERZEUGE TOD, WO LEBEN IST!“
Nach den erschütternden Ergebnissen im ersten Band schaltet der direkte Nachfolger einen Gang runter und das sehr deutlich. Kirkman baut seine bisherigen Handlungsstränge weiter aus und fügt sogar einige dazu. Wir lernen weitere neue Helden und Schurken kennen, die mal mehr oder weniger wichtig für Marks Weg zum Helden sind. Dennoch bleiben größere Überraschungen und Wendungen aus.
Dies ändert sich aber wieder mit Band 4, in dem es Mark ins All verschlägt. Dort soll er einer sehr kurzlebigen Alienrasse helfen, die kurz vor ihrer Auslöschung steht. Es erwartet ihn nicht nur seine wohl bisher ärgste Herausforderung, sondern auch eine wirklich große und unerwartete Überraschung.
Nebenher muss sich aber auch Mark mit seiner Beziehung zu Amber beschäftigen, die von seiner geheimen Identität nichts ahnt, aber dennoch über seine ständigen Absagen und Ausreden grübelt. Und dann ist da auch noch Marks Mutter, die einen kleinen Neustart wagen will, aber ebenso mit ihren Gefühlen zu kämpfen hat.
„DUMMES KIND, DU STIRBST NOCH FRÜH GENUG!“
Man merkt es wirklich schnell und ohne große Analyse. Invincible ist voll bis oben hin. Selbst die hier angedeuteten Handlungsstränge sind nur ein kleines Beispiel dafür. Kirkman liebt es schier eine Unmenge an Figuren, Orte und sonstigen Dingen zu erzählen und das darf er gut und gerne. Zumindest, solange er uns dabei gut unterhält und genau das gelingt ihm fabelhaft.
Selbst viele der scheinbar unwichtigen Nebenfiguren sind grandios erzählt. Beispielsweise die Mauler-Zwillinge, die Klone sind und sich permanent darüber streiten, wer von ihnen das Original ist. Solche kleinen Erzählebenen tragen viel dazu bei, was Invincible so fantastisch macht.
Kirkman hat mit Invincible einen schon beinahe zeitlosen Comic-Klassiker erschaffen. Angereichert mit allem, was einen guten Comic ausmacht.
Seine zutiefst menschlichen Figuren strotzen nur so vor Potenzial und es ist ein großer Spaß beim Lesen. Man könnte noch stundenlang über diese Reihe reden, aber das kommt ein anderes Mal. Invincible ist einfach herausragend.