„ALSO TAT DER ORDEN, WAS ER FÜR DAS BESTE HIELT UND SCHICKTE IHN IN DEN KRIEG.“
Die Ergebnisse aus Sean Murphys erster Geschichte haben für ordentlich viel Wirbel gesorgt und mit vielen unerwarteten Wendungen und Ideen verblüfft. Selten wurde der Kampf zwischen dem Dunklen Ritter und dem Prinzen des Verbrechens so intensiv und erfrischend neu erzählt wie bei Batman: Der weiße Ritter. Eine Menge Lob, doch kein Grund sich darauf auszuruhen.
Mit Batman: Der Fluch des weißen Ritters setzt Murphy ein Jahr nach den Ereignissen des Vorgängers an und erzählt seine Handlung sinnvoll weiter. Batman ist immer noch entschlossen, seine wahre Identität zu offenbaren und so die von Jack Napier gegründete Initiative im Kampf gegen das Verbrechen und Korruption zu unterstützen.
Dieser scheint wiederum endgültig im Wahnsinn des Jokers untergegangen zu sein, der gerade dabei ist, erneut aus seiner Haft in Arkham zu entfliehen.
„ICH HABE KEINE ZEIT FÜR HEILUNG, KEINE ZEIT FÜR RUHE, DENN WENN ICH DIE AUGEN SCHLIESSE, STERBEN MENSCHEN.“
Einen zentralen Schwerpunkt von Batman: Der Fluch des weißen Ritters bildet die Vergangenheit und Geschichte der Stadt Gotham und ihrem Bezug zur Familie der Waynes. Dabei gräbt Murphy dermaßen tief in der Historie der bekannten Stadt, dass selbst ein Batman- und Gotham-Virtuose wie Scott Synder einen feuchten Schlüpper bekommen könnte.
Und wer nun dachte, Batmans persönliche Niederschläge hätten mit Batman: Der weiße Ritter ihren Höhepunkt erreicht, der irrt sich gewaltig.
Man möchte beinahe Murphy als Schreiber und Zeichner dieser Welt vorwerfen, er hätte Spaß daran, die Figur des Batman so sehr zu quälen. Tatsächlich aber sitze ich selbst lieber da und bestaune erneut, was Murphy hier erschaffen hat. Was aber nicht bedeutet, dass ich frei von Kritik bin. Im Gegenteil.
War Teil Eins noch ein rundes Erlebnis, so tut sich Teil Zwei in mancher Beziehung ungewöhnlich schwer.
„IN GOTHAM STEHT KEINER ÜBER DEM GESETZ. AUCH ICH NICHT.“
Es geht speziell um eine Figur, die mir ein wenig Bauchweh bescherte und mit deren Einführung ich anfangs Probleme hatte. Azrael alias Jean-Paul Valley dient nämlich in Batman: Der Fluch des weißen Ritters als Antagonist und komplettes Gegenstück zu Murphys bisherigen Gegnerbild.
Waren der Joker oder auch Neo Joker noch brillante Größen, die mit Scharfsinn und ausgeklügelten Plänen vorgingen, so sticht bei Azrael vor allem eines hervor – Brutalität. Was aber nicht bedeuten soll, dass er ein einfacher Muskelprotz ist, der alles kaputt machen will.
Doch eben gerade in der Mitte des Comics feuert Azrael aus allen Löchern und fegt wie ein Orkan durch die Handlung. Was auch zu einer Fülle an sprichwörtlichen WTF-Momenten führt.
„WIE ZORRO? – WIE ZORRO.“
Es ist dennoch dieses Vorgehen, das so befremdlich wirkt und bei mir nicht unbedingt auf Gegenliebe stieß. Es fehlte mir die persönliche Beziehung zu den bisherigen Figuren. Das Aufzeigen und Ausnutzen ihrer Schwächen.
Der Kampf mit dem Kopf und nicht mit der puren Muskelkraft. Eine Stärke, die Murphy bisher so perfekt umgesetzt hatte und für die ich ihn wirklich bewunderte.
Doch keine Sorge. Murphy reißt im letzten Drittel des Comics diese Meinung herum und präsentierte mir all dies auf nur wenigen Seiten und in Form eines unvorhersehbaren Twist, den es so wohl noch nie gab.
Kommen wir also zum Schluss und zu meinem Fazit. Ihr ahnt es sicher schon.
Batman: Der des weißen Ritters hat mich ähnlich stark begeistert wie sein Vorgänger und auch wenn ich mich an so manchen Dingen etwas aufreiben könnte, so überwiegt doch deutlich das Positive. Sean Murphy liefert abermals einen packenden Ausflug in das von ihm geschaffene Murphy-Verse und ich bekomme einfach nicht genug davon.
Ich bin süchtig danach.