„UND SO REDET ER. DEN AUFGEBLASENEN UNSINN EINES NARZISSTEN, DER SICH FÜR DEN SCHLAUSTEN MANN IM RAUM HÄLT.“
Noch bevor die erste Seite geschrieben und gezeichnet war, stand bereits fest, dieses Ding wird ein Hit. Zumindest bekommt man diesen Eindruck, wenn man mal betrachtet, welchen Verlauf Harleen als Comic nimmt. Als einer der frühen Titel fürs DC Black Label angekündigt, werden bereits die ersten Cover-Artworks von Stjepan Šejić groß gefeiert.
Es soll eine weitere Origin-Erzählung werden. Eine weitere Wiederholung von der Entstehung und Entwicklung von Harley Quinn und ihrer einzigartigen Beziehung zum Prinz des Verbrechens. Alles wie gehabt.
Nur eben der Name Šejić verspricht genug, um Interesse zu wecken. Aus gutem Grund, schließlich hat der Kroate mit seiner Comic-Reihe Sonnenstein zu Recht einen bleibenden Eindruck bei vielen Lesern hinterlassen.
Bereits dort hatte Šejić sein Händchen für vielschichtige Charaktere und Dialoge bewiesen. Insbesondere wenn es eben um Beziehungen und deren Anfänge und den damit verbundenen Problemen geht. Ideal also für die Geschichte, um die es nun geht.
„MAN SAGT, EIN ANWALT, DER SICH SELBST VERTEIDIGT, HAT EINEN IDIOTEN ZUM MANDANTEN. WAS HEIßT DAS FÜR PSYCHIATER?“
Über die muss man eigentlich auch nicht viel sagen. Als junge angehende Psychiaterin, lässt sich Dr. Harleen Quinzel ins berühmtberüchtigte Arkham Asylum versetzen, um dort Studien an einigen der berühmtesten Insassen vorzunehmen. Dabei sticht ein Patient enorm heraus.
Der Joker.
Der wohl gefährlichste Insasse der Anstalt zieht nach und nach die Frau in seinen Bann. Und der Weg dorthin beginnt so, wie er enden wird. Mit der Mündung einer Waffe.
Keine Sorge, es gibt wenig zu spoilern, was die Story von Harleen angeht. Das liegt jedoch nicht daran, dass es hier wenig überraschendes gibt, sondern, dass sich die Stärke der Serie in seiner Hauptfigur und deren Dialogen widerspiegelt.
Harleen als Figur ist tief zerstritten mit sich selbst und Teilen ihrer Umgebung. Schon da hebt sich Šejić in seiner Darstellung der Figur deutlich hervor, was mir auch wahnsinnig gut gefallen hat.
„BRAUCHEN WIR EIN SAFE-WORD? MEINS IST BATMOBIL!“
Doch Harleen kommt nicht ohne Probleme daher und diese zeigen sich spätestens mit Band 3. Šejić weicht dort nämlich von seiner bis hierhin gut funktionierenden Formel ab. Statt intensiven und interessanten Dialogen zwischen Harleen und dem Joker wird die Dramatik nun größtenteils durch Action ersetzt.
Meiner Ansicht nach hätte es das nicht gebracht. Bereits das Ende des zweiten Bands macht deutlich, wie gut und gleichzeitig spannend die Chemie zwischen den Figuren für sich alleine funktioniert.
Hier stellt sich natürlich auch die Frage, wie sehr DC als Redaktion hinter dem Titel stand und wie viel Freiraum Šejić schlussendlich genoss? Mehr als spekulieren kann man da aber nicht.
Dennoch können wir Leser uns glücklich schätzen. Harleen ist packend, faszinierend und enorm unterhaltsam.
Stjepan Šejić beweist einmal mehr sein großes Talent und liefert, was Fans sich wünschen.