„Ich interessiere mich nicht für Fiktion.“
Es ist Donnerstag, der 2. April 2020. Ich erkenne die Ironie in den sich gleichenden Geschehnissen um mich herum und in der Geschichte von Watchmen. Die Welt darin besitzt eine sogenannte Weltuntergangsuhr und diese steht auf kurz vor Zwölf. Um die drohende Katastrophe noch abzuwenden, beschließt der klügste Mensch der Welt eine wahnsinnige Tat umzusetzen. Viele Menschen sterben und doch ist die Welt gerettet.
Vorerst.
Es ist Mittwoch der 8. Mai 2019. Die reale Welt ist im Lot und ich lese Doomsday Clock #1. Mich interessieren für den Moment keine globalen Streitigkeiten und der Mist, den der Wahnsinnige in Washington gerade praktiziert.
Jetzt gerade interessiert mich nur dieser Comic und seine Geschichte. Dieses eine gigantische Aufeinandertreffen zweier Comic-Welten. DC gegen die Watchmen von Alan Moore. Superman gegen Doctor Manhattan. Ein Gott gegen einen anderen Gott.
Dieses blauschimmernde Wesen verließ seine Welt, um nach anderen zu suchen. Sein Weg verschlug ihn daraufhin ins Universum von Batman und Co.
Jenem Kosmos voller Metawesen, die selbst gottähnliche Kräfte besitzen. Doch genau diese sind gerade inmitten einer neuen Krise. In erster Linie der letzte Sohn des Kryptons, Superman.
Es ist Montag, der 13. April 2020 und ich schreibe diese Review. Zum zweiten Mal.
„Eure Welt geht unter. Wie meine.“
Geoff Johns schreibt Geschichte. Viele große Werke von DC gehen auf seine Kappe. Flashpoint, Blackest Night oder Earth One entstammen seinem Köpfchen und sind heute Pflichtlektüre.
Mit Doomsday Clock geht der US-Amerikaner dennoch einen ganzen Schritt weiter. So gigantisch wirkt nämlich das Unterfangen, diese beiden Welten zu vereinen. Beinahe schon selbstmörderisch, wenn man bedankt, welch ein Druck auf einem lastet.
Es ist Montag, der 15. Mai 2017 und Geoff Johns kündigt via Twitter sein neuestes Comic-Projekt an.
Doomsday Clock klingt nach einer wahnsinnigen Idee und doch hat die Arbeit daran bereits begonnen. Knapp 34 Jahre zuvor erscheint die erste Ausgabe von Watchmen. Es folgen Preise und Auszeichnungen für Alan Moore und Zeichner Dave Gibbons.
Danach der Aufstieg in Bestseller-Listen und ähnlichem. Die beiden kehrten dennoch bewusst nie in diese Welt zurück. Genauso wenig, wie es Doctor Manhattan tat.
„Jon, sag mir was du siehst.“
Mittwoch, der 8. April 2020. Heute lese ich den vierten und letzten Band von Doomsday Clock. Als ich fertig bin, muss ich ein wenig grinsen.
Ich bin zufrieden.
Sogar mehr als nur das. Geoff Johns hat es geschafft. Ja, Doomsday Clock ist ein bemerkenswertes Stück Comic und auch ein sicherer Meilenstein in dessen Geschichte.
Johns geht bedächtig mit dem Erbe um, das man ihm anvertraut hat. Sorgfältig arbeitet er seine Handlung und dessen Figuren aus. Er betreibt keinen übereifrigen Fanservice, sondern tut das, was man von ihm erwartet. Er erzählt vom Ende nach dem Ende.
Dies sind meine letzten Zeilen zu dieser Comic-Review.
Es ist Sonntag, der 19. April 2020.
Die Sonne scheint und es ist ein guter Tag. Sicher, die reale Welt wirkt aktuell alles andere als normal, doch in diesem Moment zählt nur dies hier.
Doomsday Clock ist fantastisch und ich hatte wirklich Spaß damit. Lest diesen Comic und ihr werdet mich sicher verstehen.
Vielleicht ist dies alles hier auch keine wirkliche Review? Vielleicht ist es mehr ein Dankeschön an die Leute hinter diesem Projekt und dieser Geschichte.
Danke.