„Ich will dich nicht töten! Ganz im Gegenteil!“
Neben anderen Comic-Figuren wie Batman oder auch Ironman, gehörte Spider-Man für mich zu den relevantesten Comic-Superhelden in der gegenwärtigen, als auch langanhaltenden Popkultur. Filme, TV-Serien oder Videospiele – jeder kennt die markante Maske des Netzschwingers und dessen dazugehörige Geschichte.
Ein junger Peter Parker wird von einer verstrahlten Spinne gebissen und entwickelt neben einem Gespür für lustige Sprüche auch besondere Kräfte. Anschließend stirbt sein Onkel und Peter stellt sich seiner Verantwortung als Superheld. Er muss fortan seinen Alltag aus Studium, Minijobs und Stadtretter bestmöglich bewältigen. Nicht zu vergessen, die große Liebe finden und sich um die alte Tante kümmern.
Beneidenswert geht anders.
„Wir sind Menschen, Reed. Wir alle!“
So kennen wir die grundsätzliche Ausgangslage von Spider-Man. Ebenfalls erwähnenswert wären da auch sicher noch die Schurken, denen er sich tagtäglich stellen muss. Doch deren Liste ist so endlos lang, dass es Jahre braucht, um diese auszuführen.
Stichwort: Jahre! Genau die sind das zentrale Element in Spider-Man: Die Geschichte eines Lebens (Spider-Man: A Life Story) von Comic-Autor Chip Zdarsky. Diese laufen hier nämlich quasi in Echtzeit ab. Soll heißen, wir lernen Peter Parker 1962 zum ersten Mal kennen und verfolgen seine Heldenlaufbahn bis heute.
„Das goldene Licht. So wunderbar… Aber die Sonne kann ich nicht jagen.“
Ein interessanter Ansatz, der auch deshalb gut funktioniert, weil die Geschichte komplett für sich steht und sich somit theoretisch an keinerlei aktuelle Kontinuität halten muss. Dadurch hat der Kanadier Zdarsky ziemlich freie Hand, was Figuren und Handlung angeht. Herausgekommen ist dabei einer der besten Spider-Man-Comics der vergangenen Jahre.
Bevor ich aber diese Einschätzung weiter erläutere, möchte ich noch einmal auf die Story selbst eingehen, schließlich geht es doch genau darum.
Zdarsky orientiert sich nämlich an den vielen Schwerpunkten aus Spideys Historie. So erleben wir den berühmten Krieg der Helden zwischen Captain America und Tony Stark noch einmal neuaufgelegt und mit einigen Änderungen. Gleiches gilt für den Tod von Gwen Stacy, der unter nicht weniger dramatischen Umständen geschieht.
„Hallo Parkers… ist Peter da?“
Autor Zdarsky gelingt es somit beide Lager an Lesern abzugreifen. Nämlich jene die bereits sämtliche Geschichten auf dem Spinnen-Universum kennen und jene die eher wenig Berührungspunkte mit der freundlichen Spinne haben. Eine echte Leistung, die man angesichts der großen Popularität der Figur schon mal würdigen sollte.
Dies gelingt ihm unter anderem auch aufgrund jeder Menge Überraschungen, die er geschickt verbaut. Viele davon sind wirklich gelungen und unterhaltsam. Gleichzeitig muss ich aber auch sagen, das sie gerade gegen Ende für meinen Geschmack zu häufig auftreten.
Eine Auffassung, die man aber möglicherweise auch auf das abgeschlossene Paperback zurückführen kann.
„Verdammt, Peter! Du musst…“
Kommen wir endlich mal zum Ende. Ja, Spider-Man: Die Geschichte eines Lebens ist beste Comic-Unterhaltung und das von Anfang bis zum Ende. Sicher werde ich jetzt kein regelmäßiger Leser dieser Figur werden, jedoch hat dieser Comic nun einen festen Platz in meinem Regal ergattert.
Und den gibt er sicher nicht so schnell wieder her. Ganz sicher.
Erschienen bei Panini Comics, 19,99 €