„Hier unten bin ich bereits tot. Und ich mag es.“
In meinem Leben war nie Platz für Drogen und dann kam Deadly Class. Es mag zwar schwer vorstellbar sein, dass eine Comic-Reihe einen ähnlichen Effekt auslösen kann wie der folgenschwere Konsum von verbotenen Rauschmitteln. Aber ehrlich gesagt, stelle ich es mir genauso vor. Dieses Gefühl der Abhängigkeit und dem krankhaften Verlangen nach etwas, das sich so verdammt gut anfühlt. Kritisiert mich nun ruhig wegen dieses Vergleichs, aber ich sage euch: Scheiß drauf! Es ist einfach so.
Dies hier ist der dritte Text, den ich über Rick Remenders Coming of Age-Reihe verfasse. Das Besondere daran: es ist der Text zur ersten deutschsprachigen Auflage des dritten Bandes. Band 1 und 2 sind schon einigen Jahren bei Panini erschienen, blieben aber ohne den erhofften Erfolg. Ein echt schmerzhafter Arschtritt, gerade wenn man sich das Finale des zweiten Paperbacks anschaut.
Danach war Schluss?
Fuck!
„Das war wirklich heldenhaft, Leute!“
Wer ab da nicht die Möglichkeit hatte, auf die US-Hefte zurückzugreifen, musste zwangsläufig in die Röhre schauen. Dank Cross Cult erfahren wir nun aber endlich, was aus Marcus, Maria und Will wurde, nachdem sie inmitten ihrer Flucht auf Marias Ziehvater trafen und das ausgerechnet mit dem abgetrennten Kopf seines Sohnes in der Hand. Gab es jemals ein schlechteres Timing in einem Comic?
Natürlich kommt es zum großen Schlagabtausch und zu einer rasanten Verfolgungsjagd, die erneut in einen nervenzerrenden Showdown mündet.
Remender zeigt uns dabei alles, was möglich ist. Die Gewalt, das Blut und die Flammen in den Augen voller Zorn. Wir sollen es sehen, denn die Welt von Deadly Class ist rau und ohne einen Funken Gnade. Wesley Craig unterstützt diese Auffassung mit seinen grandiosen und zugleich hypnotischen Bildern. Ehrlich gesagt mochte ich zu Anfang seinen Zeichenstil überhaupt nicht.
Dieser Eindruck legt sich aber schnell, denn ich begann zu verstehen, warum es solche Bilder brauchte. Eine harte Welt und eine harte Geschichte brauchen harte Bilder - solche Bilder.
„Menschen können nicht unter Monstern leben.“
Doch Remender kann nicht nur Gewalt. Was er nämlich in der zweiten Hälfte des Comics macht, kann auch gerne als der Niedergang und schmerzvolle Selbsthass des Marcus Lopez bezeichnen werden. Eine traurige Ballade über innere Zerstörung und wahnhafte Obsession. Gemischt mit schlechten Pilzen und noch schlechterem Sex. Dass Remender seine Figuren gerne seelisch quält und leiden lässt, wissen wir spätestens seid Low, doch hier treibt es der amerikanische Autor beinahe auf die Spitze.
Für mich stellt dies aber einmal mehr das Können und das schier unermüdliche Talent von Remender dar. Deadly Class ist sein Meisterwerk und ich lasse da nicht mit mir streiten. Schon bei meiner Review zum ersten Band habe ich den Comic als Rebell bezeichnet und genau das ist er auch immer noch. Hier fließt alles zusammen.
Geschichte, Artworks und Panels. Es ist einfach grandios. Bringen wir es auf den Punkt. Es gibt aktuell keine bessere Comic-Reihe auf dem Markt. Ihr könnt gerne nachschauen. Es ist einfach so.
P.S. Finger weg von Drogen! Lasst den Mist!
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