„Ein gewaltiger Schwinger setzte ihn außer Gefecht.“
Mit dem Raketenjet auf dem Rücken ist es leicht, hoch genug zu steigen, um so auf die Spitze des Amoklaufenden Eifelturms zu gelangen. Die Kinder beeilen sich bereits und nach einem gewaltigen Schlag konnte der Turm zu Fall gebracht werden. Als sie das Innere der Spitze betreten, offenbart sich der wahre Übeltäter. Es ist der Zombieroboter Gustave Eiffel, der die mechanische Monstrosität bedient hat und es ist Nummer Zwei, der mit einem gezielten Messerwurf dem Ganzen ein Ende setzt.
Die Menschen und die Stadt sind gerettet und sicher. Zum Dank gibt es für die Kinder Eis.
Viele Jahrzehnte später treffen die Kinder von damals erneut aufeinander. Seit jener Zeit haben sie sich enorm verändert. Aus ihnen wurden Erwachsene, die nach wie vor über besondere Fähigkeiten verfügen. Sie alle wurden einst am selben Tag und den selben merkwürdigen Bedingungen geboren.
Der reiche Erfinder, Entdecker und A**** (Psssst Spoiler!) Sir Reginald Hargreeves adoptierte dereinst sieben dieser Kinder und wurde ihr Mentor. Dank ihm wuchsen sie zu jungen Superhelden heran, die Tag für Tag die Welt retteten. Doch mit den Jahren trennten sich ihre Wege. Nun sind sie zurück und ihr Adoptivvater Hargreeves ist tot.
„Tja, Nummer Sieben… Es ist nun mal nichts Besonderes an dir.“
Passend zum Start der Serien-Umsetzung von Netflix konnten sich Comic-Freunde hierzulande besonders freuen, denn der eigentliche schon lange als vergriffen geltende Titel von Gerard Way und Gabriel Bá bekam von Cross Cult eine Neuauflage spendiert. Gleichzeitig kündigte der in Ludwigsburg sitzende Verlag an, dass man nun auch den dritten Band Hotel Oblivion veröffentlichen wird, der bis dato den deutschen Lesern verwehrt blieb. Dieser soll im kommenden September erscheinen und somit die bisherige Reihe endlich komplett machen.
Der Name Gerard Way wird wohl einigen nicht unbekannt sein, schließlich ist dieser neben seiner Tätigkeit als Autor, auch Sänger der Rockband My Chemical Romance bekannt. Sollte nun jemand bösartigerweise denken, dies schmälert sein Können beim Geschichten erzählen, wird er hier eines besseren belehrt.
Die Tatsache, dass es sich bei Umbrella Academy #1: Weltuntergangs Suite um Ways Debütcomic handelt, erscheint gerade enorm beeindruckend. Sicher vermag er als Autor nicht auf so manch bekanntes Comic-Klischee zu verzichten, dennoch gelingt es ihm gleichzeitig mithilfe von so manch wahnwitziger Idee, etwas Neues zu erschaffen und vorzustellen.
Wie wahnsinnig und irrwitzig diese Ideen ausfallen können, macht bereits die allererste Seite des Comics klar (bitte selber lesen). Hier wird Ways erste große Stärke deutlich. Er versteht es, Klischees und eigene Ideen zu vermischen. Ein Ansatz, den viele versuchen und oft scheitern. Punkt Nummer Eins für Way und Bá.
„Verteilen und angreifen!“
Wie schlagen sich nun aber die Figuren der beiden? Bereits Charaktere wie der sprechende und stets Ratschläge verteilende Affe Pogo oder der immer überstreng wirkende (ist er in Wirklichkeit auch) Sir Reginald Hargreeves bieten eine derartige Fülle an Charme und Details, dass sie eigentlich schon ihre eigene Serie verdient hätten. Das Highlight bleiben aber klar die Kinder, bzw. deren erwachsene Versionen.
Da ist Arthur, der in einer Art Gorilla-Anzug steckt und auf dem Mond lebt, um von dort Bedrohungen aus dem All abwenden zu können. Oder Klaus, der mit Geistern spricht und den Verstand anderer Menschen in seiner Nähe übernehmen kann. Jedes der Kinder verfügt über eine einzigartige Fähigkeit, ausgenommen natürlich die kleine Nummer Sieben. Sie besitzt scheinbar nichts Außergewöhnliches, ein Umstand der ihr durch Hargreeves unerbittlich vor Augen geführt wird. Regelmäßige Comicleser ahnen aber sicher bereits, worin solch ein Handlungsaufbau mündet.
Nach dem Besuch der Weltuntergangs-Suite und dem Kennenlernen der Figuren, begeben wir uns anschließend mit dem 2. Band Dallas in die namensgebende US-Stadt. Dabei spielt aber nicht nur der Ort eine große Rolle, sondern vor allem die Zeit. Da wir an dieser Stelle nun alle Figuren bereits vorgestellt bekommen haben, kann sich der zweite Band voll und ganz der Handlung widmen.
Maskierte Auftragsmörder und überschneidende Zeitlinien geben sich hier die Klinke in die Hand und werden durch so manch absurde Idee wieder verfeinert. Wie schon bei Band 1 ist auch die zeichnerische Arbeit von Gabriel Bá erneut lobend hervorzuheben. In einem Mix aus Noir und Cartoon findet Bá immer wieder die treffenden Bilder um Ways verrückte Geschichten zu erzählen.
Nicht zu Unrecht hat dieses Duo bereits viele Auszeichnungen, wie etwa den Eisner-Award, für diese fantastische Comic-Reihe gewonnen. Ein Lob, dem man sich wirklich nur anschließen kann.
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