»Beim Ertrinken dachte ich, dass es eine Erleichterung ist.«
Die Comic-Reihe Low basiert im Grunde auf einer unausweichlichen Wahrheit. Die Sonne, wie wir sie kennen, wird irgendwann sterben und noch bevor sie erlischt zu einem alles Leben zerstörenden roten Riesenstern werden. Das ist laut der Wissenschaft ein Fakt, an dem es nicht zu rütteln gibt. Bis dahin wird aber noch lange Zeit vergehen – in dieser Geschichte von Rick Remender gehtes darum, wie sich die Menschheit darauf einstellen würde.
Die Sonne beginnt zu sterben und allmählich wird das Leben für die Menschen am Land lebensbedrohlich und gefährlich. Notgedrungen erbauen sie riesige Städte am Meeresboden und entsenden Sonden in alle Richtungen des Universums, in der Hoffnung irgendwo eine neue Heimat zu finden.
»Die Welt überfällt uns mit der Wahrheit.«
Nach 10.000 Jahren sind die Menschen immer noch auf der Erde. Keine der Sonden kam je zurück und somit erlosch die Hoffnung der Menschheit. Nur eine Frau will dies nicht akzeptieren. Stel Caine ist bereit zu kämpfen und scheinbar soll sich ihr Optimismus auch bezahlt machen. Das sind nur kurze Ausschnitte aus Band 1. Mittlerweile haben wir Band 4 erreicht und bis zu diesem Punkt haben wir mehr als einmal miterleben müssen, wie wichtige Figuren sterben. Low ist in diesem Punkt nicht weniger rücksichtslos als ein Games of Thrones.
Generell ist ein Vergleich zum gefeierten Werk von Georg R. R. Martin nicht verkehrt, denn auch Remender setzt verstärkt auf diese Elemente: Gewalt, Familie und Intrigen. Hinzu kommt aber noch ein weiterer und nicht unwichtiger Aspekt: Hoffnungslosigkeit.
»Hoffnung ist eine Lüge, die Wahrheit wird.«
Man könnte sagen, Rick Remender ist als Schreiber ein erbarmungsloses Arschloch gegenüber seinen Figuren. Er lässt sie in einer Tour leiden, verzweifeln und meist fallen und sterben. Für Optimismus ist hier kein Platz und noch weniger Hoffnung auf ein gutes Ende.
Doch genau daraus zieht Remender die Faszination für seine Geschichte. Der Glaube an das Gute und ein entsprechendes Ende sind allgegenwärtig. Ob nun bei den Figuren oder dem Leser selbst. Man gibt nicht auf. Man will erfahren, was das Ende bringt und vor allem wie man schlussendlich dort hingelangt. Das ist sicher simpel erklärt, aber eben dieser Minimalismus funktioniert.
»Vertrauen und Hoffnung sind notwendig…«
Betrachten wir nun noch einmal den Comic für sich, abseits von all der Doppeldeutigkeit und Analyse. Es muss nämlich hervorgehoben werden, wie gut Low auch zeichnerisch umgesetzt ist. Es ist der Brasilianer Greg Tocchini, der der Geschichte wahrlich Leben einhaucht und in diesem Band ist das insbesondere die Stadt Salus. Tocchini schafft eine futuristische Metropole, durch die er die Leser jagt und lässt sie vor fantastischen Eindrücken und Lebendigkeit schier platzen.
Diese blühende Darstellung ist ein netter Kontrast in Anbetracht dessen, was die Bewohner schon allzu bald ereilen soll. Vollendet wird die Aufmachung dann noch durch den mit einem Emmy ausgezeichneten Koloristen Dave McCaig, der stets die richtigen Farben findet, um das ganze abzurunden. Dieses Dreigestirn hat mit Low ein spektakuläres Meisterwerk geschaffen. Mehr kann man dazu nicht mehr sagen. Punkt.
Fazit
Auch mit Band 4 verliert diese großartige Reihe nichts an Tempo und Spannung. Dieser Comics sind schon beängstigend gut. Fantastisch.
=== WERBUNG ===
Empfohlener Kauflink: