Ein Mann - Eine Legende
Wieder und wieder kommt es in meinem Freundeskreis zu dieser einen Diskussion. Sind Zombies noch cool bzw. zeitgemäß? Als absoluter Fanboy der vor sich hinvegetierenden Matschbirnen, verteidige ich immer wieder aufs Neue deren wohlverdiente Stellung in der modernen Popkultur. Leider nicht immer erfolgreich. Hauptargument meiner Gegner: Es nagt der Zahn der Zeit an den Untoten wie diese an menschlichen Gehirnen. Der Hype begann nun schon vor einigen Jähren mit einem einzigen Wort: Zombie. 1968 schuf Altmeister und Regielegende George A. Romero mit seinem Film "Die Nacht der lebenden Toten" einen Horror-Klassiker für die Ewigkeit. Fortan schossen immer mehr Nachahmer-Werke aus dem Boden wie tote Hände aus Gräbern. Auch Romero ruhte sich nicht auf dem Erfolg seines Erstlings aus und lieferte noch weitere Ausflüge ins Zombie-Universum ab. Am 16. Juli 2017 verstarb George A. Romero im Alter von 77 Jahren. 49 Jahre nach der Erstveröffentlichung von "Die Nacht der lebenden Toten".
Ein Zombie kommt selten allein
George A. Romeros Meisterwerk diente nun dem Franzosen Jean-Luc Istin als direkte Vorlage, um eine eigene und zeitgemäße Neuinterpretation des Klassikers anzugehen. Dieses Mal jedoch in Comic-Form, der erster Band erschien hierzulande im Jahr 2015 bei Splitter, 2016 dann die Fortsetzung. Dem Jahresrhythmus folgend erscheint nun bald der dritte Band. Gezeichnet werden dabei sämtliche Bücher von Elia Bonetti. Der weiß wunderbare Alpträume zu schaffen und auf Bild zu bannen. In der Version von Jean-Luc Istin geht es wie schon in Romeros Original um ein Geschwisterpaar, das sich auf dem alljährlichen Weg zum Grab der Eltern macht. Ohne es zu ahnen, bricht währenddessen um sie herum eine weltweite Pandemie aus, in dessen Folge die Toten sich erheben und unaufhaltsam die Lebenden jagen. Vor Ort angekommen, werden sie schnell mit der tödlichen Bedrohung konfrontiert. Sie müssen fliehen und ihr Weg führt sie zu einem nahegelegenen Hotel.
Totgeglaubte fressen länger
Jean-Luc Istin macht seinem Ruf als Autor alle Ehre. Ihm gelingt es nicht nur, das Original gelungen zu interpretieren, sondern auch sinnvoll mit neuen Ideen zu erweitern. Statt eines einzelnen Handlungsbogens baut er zwei parallele und miteinander verbundene Geschichten auf. Beide sind spannend erzählt und bieten ordentlich Gruselfaktor. Hier beweist Jean-Luc Istin sein Können. Zudem entwickelt er mit der Hauptfigur Lizbeth einen interessanten und vielschichtigen Charakter, der mühelos die gesamte Grundgeschichte trägt. Zum Schluss, ist ihre Rolle in dieser Zombieapokalypse weitreichender als zuerst gedacht. Band 1 & 2 von "Die Nacht der lebenden Toten" kann also locker als Musterbeispiel für gelungene Neuinterpretationen herhalten. Jean-Luc Istin und Elia Bonetti tragen das Erbe von Horrorlegende George A. Romero genau dorthin, wo es hingehört – nicht auf den Friedhof, sondern in die Welt der lebenden Leser. Sie zollen dem Original von 1968 genau die Fan-Liebe die es braucht. Band 3 darf nun also gerne kommen.
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Splitter Verlag