Eine neue Zeit
Alles beginnt mit einer Idee. Die Welt der Comics lebt von Ideen und dem beständigen Nachschub an immer neuen Einfällen. Autoren schaffen ständig neue Wege für Geschichten und Figuren. Unterschiedliche Zeichner setzen diese Ideen in kunstvollen Bilderwelten um. Eine wirklich tolle Symbiose. Auch im Hause Marvel folgt man diesem Weg, trotzdem gibt es Regeln. Schließlich gilt es ein ganzes zusammenhängendes Universum zu kreieren und aufrecht zu erhalten. So läuft es seit 1939 bei Marvel. In dieser Zeit gab es immer wieder Wendepunkte, an denen sich die Geschichten von Iron Man, Thor und Co. veränderten. Nun sind wir wieder an solch einem Punkt angelangt. Dieses Mal liegt der Schwerpunkt der Veränderung aber auf den Helden selbst. Es ist die Ära der Neuen.
Ob nun der Hulk, Thor, Ghost Rider oder eben Iron Man - sie alle bekommen neue Gesichter verpasst. So etwa der Hulk. War dieser einst das stets wütende Alter Ego von Bruce Banner, so ist es heute der junge Amadeus Cho. Thor musste seinen Hammer an eine Frau abgeben, nachdem er unwürdig wurde. Diese beiden Figuren nahmen nicht direkt die Positionen ihrer Vorgänger ein, sondern quasi nur deren Titel. Die neue Iron Man-Serie beschreitet einen ähnlichen Weg, ebenso der frisch erschienene Ghost Rider. Zeit, sich die beiden etwas näher anzusehen.
Künstliche Nervensäge
Widmen wir uns erstmal Riri Williams. Schließlich gilt auch hier Ladies First. Sie trägt auch den größten Namen der beiden, obwohl sie eigentlich ihren eigenen Heldennamen hat. Ironheart beerbt Tony Stark als Held in der Technik-Rüstung. Dabei steht sie ihrem großen Idol in kaum etwas nach, zumindest auf der technischen Seite. Unterstützung kommt sie dabei von niemand geringen als… na ja, Tony Stark. Klingt verwirrend, ist es aber nicht. Der millionenschwere Helden-Nerd hatte vor den Ereignissen von Civil War 2 eine Art holografisches Back-Up von sich gemacht. Die daraus entstandene K.I. steht nun Riri zur Seite, auch wenn sie eigentlich nicht so richtig will. Schließlich handelt es sich um ein Hologramm von Tony Stark. Stress ist somit vorprogrammiert.
Autor Michael Bendis wirft mit Riri Williams eine interessante und vielschichtige Figur mitten hinein ins Marvel-Universum. Dabei muss sie sich nicht nur an ihre neue Rolle als Heldin gewöhnen, sondern auch gleich gegen ihre erste tödliche Bedrohung antreten. Bendis gelingt ein ziemlich guter Start, tatsächlich kann er überzeugen. Besonders Riris Charakterzüge und ihr Umgang mit der K.I. von Tony Stark sind wunderbar herausgearbeitet und bringen jede Menge Spaß in die Geschichte. Zeichner Stefano Caselli rundet das schließlich stilvoll ab. Dennoch hat Ironheart mit einem erheblichen Problem zu kämpfen. Vorher reden wir aber über einen anderen Helden im neuen Gewand.
Feuer und Flamme
Mit Robbie Reyes gibt es auch einen neuen Ghost Rider, der so einiges anders machen will. Er tauscht Motorrad gegen Muscle Car und brettert in diesem Höllenwagen fortan durch die von Gewalt und Kriminalität beherrschten Straßen von East L.A. An Arbeit mangelt es nicht für den neuen Rachegeist. Nebenher muss er aber auch noch zur Schule gehen und seinen Mechaniker-Job erledigen. Nicht zuletzt ist da noch sein jüngerer Bruder Gabe, der an den Rollstuhl gebunden ist. Robbie kämpft sich durchs Leben - Tag für Tag. Da kommt ihm mit Dr. Zabo alias Dr. Hyde natürlich ein sehr unbequemer Gegner vor die Frontscheibe. Gut, dass wenig später ein weiterer Held zur Unterstützung in L.A auftaucht – Jonny Blaze, der alte Ghost Rider.
Die Gemeinsamkeiten beider Comic-Reihen sind offensichtlich. In beiden Fällen bekommt ein bekannter Heldenname ein neues Gesicht. Beide treten in bekannte Fußstapfen, um dann doch ihren eigenen, klar anderen Stil zu finden. Robbie Reyes beerbt sogar gleich eine ganze Reihe Vorgänger.
Das Sakrileg
"Was soll dieser Mist? So etwas lese ich nicht! Wer hat bitteschön diesen Leuten in den Kopf ge*********? So etwas Bescheuertes habe ich noch nie gehört!". Ja, solche Aussagen begleiten immer die Veränderung geliebter Comic-Figuren. Fans können bei solchen "Eigenmächtigkeiten" zum zähesten Widerstand mutieren. Gleichzeitig gibt es aber auch die Fans, die genau solche Veränderungen erwarten und Story-Stillstand hassen (Zu genau dieser Gruppe zähle ich mich übrigens auch).
Am Ende bleibt aber die platonische Erkenntnis: All dies war immer schon in irgendeiner Form da. Es ist nicht überragend neu und innovativ, wenn Figuren sich verändern oder ersetzt werden. So etwas ist normal. Alles ist im Wandel, und alles beginnt mit einer Idee.
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Bildquelle:
Marvel/Panini Comics Deutschland