Ein Fan-Fiebertraum
"The Star Wars" ist Teil der Star Wars Comic-Kollektion. In eine gute Sammlung gehört dieser Band auch rein. Er liest sich wie eine Geschichte aus einer anderen Welt, manchmal fühlt es sich als treuer Fan an, als würde man in einem sehr lebendigen Fiebertraum stecken.
Als Grundlage für die Gestaltung der Figuren, Raumschiffe und Welten haben die Macher auf die frühen Konzeptzeichnungen von Ralph McQuarrie zurückgegriffen. C-3POs Aussehen stammt bspw. direkt aus diesen Entwürfen. Aber auch die Flash Gordon-Serials der 30er Jahre und selbst "Star Wars: Episode I" inspirierten die Zeichner. Der Millenium Falcon bekommt zudem sein "ursprüngliches" Aussehen zurück, sprich: er ist wieder das Raumschiff, mit dem Prinzessin Leia in "Eine Neue Hoffnung" auf der Flucht war. Dieses Modell war eigentlich als Han Solos Schiff vorgesehen, was dann ziemlich kurzfristig geändert wurde.
Insgesamt wirkt alles erstmal eine Nummer kleiner als das, was man tatsächlich auf der Kinoleinwand zu sehen bekam. Allen voran der Todesstern, der hier nicht die gewaltigen, fast schon fantastischen Ausmaße wie im Film hat.
Die Geschichte dreht sich um die Belagerung des Planeten Aquilae, dem letzten unabhängigen System, das noch nicht dem Imperium einverleibt wurde. Skywalker versucht die Prinzessin und ihre Brüder herauszuschmuggeln und zugleich als einer der letzten Jedi doch noch einen Sieg gegen die Sith-Ritter zu feiern. Letztere haben die Jedi fast vollständig ausgelöscht und als Leibwächter des Imperators abgelöst. Am Ende kommt es zur großen Konfrontation, dabei greifen die Helden auf die Hilfe der Wookies zurück.
Kaltes Erwachen
"The Star Wars" lebt in erster Linie von der Spurensuche nach bekannten Elementen, nach Handlungsteilen, die man aus den anderen Filmen kennt (inkl. der Prequels), nach Figuren, die bekannt, aber doch fremd sind. Denn eines muss man klar festhalten: Die Geschichte und die Handlung überzeugen nicht.
Nüchtern betrachtet ist es eine konfuse, mit viel zu vielen Charakteren überladene Fluchtgeschichte, die trotz einer Menge Action kaum Spannung erzeugt. Das liegt vor allem an den holzschnittartigen Figuren, die vor allem viel Techno-Geschwafel und viel Mythen-Erzählerei betreiben. Sie liegen einem nicht am Herzen. Luke Skywalker hat zwar am meisten zu tun, ein besonders sympathischer Protagonist ist er deswegen nicht.
Dazu fehlt ein klarer Bösewicht. Neben Darth Vader, der kein Sith ist, gibt es z.B. noch Prinz Valorum, der diesem Ritterorden angehört und die Jedi-Bendu vernichten will.
Die oben erwähnte Liebesgeschichte zwischen Annikin und Leia wird sehr plötzlich und unmotiviert eingeschoben, so dass der Leser/Zuschauer diese Liebe überhaupt nicht mitfühlen kann.
Der recht dramatische Zeichenstil, in der die Charaktere immer mal wieder mit großer Geste ihren Text herausbrüllen, unterstützt dies nur noch. Und wer denkt, dass die Gungans albern waren, sollte erstmal die Wookies sehen, die hier mehr wie riesige Ewoks mit Fledermausgesichtern daherkommen. Sie bekommen von Skywalker einen Super-Crashkurs in Raumjäger-Fliegerei und nur kurz darauf zerstören sie allein den Todesstern...
Was für den Fan deutlich wird, ist, dass George Lucas gut daran getan hat, sein Drehbuch immer wieder umzuschreiben und anzupassen. Tatsächlich findet man viele Handlungselemente in dieser Fassung vor allem in Episode I "Die Dunkle Bedrohung" und zum Teil auch den anderen Prequels wieder. Insgesamt drängt sich bei der Lektüre doch sehr der Eindruck auf, dass gerade Episode I auch nur eine erste Fassung war. Der Verdacht, dass der Qualitätsverlust gegenüber der Original-Trilogie nicht zuletzt an einem Meer von Ja-Sagern lag, das Lucas umgab und in dem niemand Kritik wagte, erhärtet sich durch "The Star Wars".
Fazit
Nur der Erfolg des tatsächlich verfilmten "Star Wars" macht es überhaupt möglich, dass wir diesen einzigartigen und zugleich faszinierenden Einblick in eine frühe Drehbuchfassung gewinnen können. Nirgendwo sonst könnte man es sich vorstellen, dass eine höchstens mittelmäßige Flash-Gordon-Hommage noch einmal ein Leben als Comic bekommt.
Es ist ein Komplementär-Produkt, der Comic dafür die ideale Form. Ein Drehbuch will schließlich gesehen und nicht nur gelesen werden. Für den Sammler und großen Fan sicher ein Muss zu besitzen. Öfters aus dem Schrank holen und immer wieder lesen wird man "The Star Wars" allerdings nicht.
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