Chris: Wie war dein erster Kontakt zu Hellboy und wie war dein erster Eindruck vom Comic und seinen Figuren?
Andreas: Ich war schon immer Comicfan. Das übliche Zeug: Yps, Zack, die Ehapa US-Titel, Carlsenalben, Asterix etc. So richtig angefixt, was Originalausgaben US-Comics angeht, wurde ich, als ich auf einer Tauschbörse in Stuttgart ein Heft von "Batman: Year One" in die Hände bekam. Das hat mich so geflasht, dass ich mehr so guten Stoff finden wollte und ich habe fleißig US-Abos abgeschlossen und die Hefte massenweise verschlungen. Das meiste waren DC- und Marvelserien, aber im Previewskatalog war natürlich auch alles andere.
So kam ich im Lauf der Zeit immer mehr zu den Independent-Comics, damals also vor allem zu dem noch jungen Dark Horse Verlag: Aliens, Sin City, Grendel, Hellboy… ich kannte Mignola schon von Moorcocks "Corum" (First Comics) und seine DC-Comics Crossover-Miniserie "Cosmic Odyssey" fand ich auch grandios. Insofern war ich gespannt, was er da ausgekocht hat und ich war natürlich schnell unheimlich beeindruckt. Zuvor war David Mazzucchelli mein großer Comic-Held, der ja einen ähnlichen simplen Stil pflegte, dann war es Mignola.
Chris: Wie fand Hellboy seinen Weg zu Cross Cult und gab es gerade zu beginn der Umsetzung Schwierigkeiten?
Andreas: Ich kannte natürlich die deutschen Hellboy-Ausgaben. Das Softcover von Carlsen, das dummerweise in der Periode erschien, in der alle Carlsen Comics so schlecht gebunden waren, dass sie nach einmal lesen auseinanderfielen. Anscheinend lief das nicht gut, also ging es bei Carlsen nicht weiter und EEE hat mit den Heftausgaben angefangen und sich die Finger verbrannt. Als Heftserie war das für den deutschen Markt nicht gerade ideal. Auch damals nicht. Ich habe damals ein US-Sekundärheft gelesen, wohl eine Wizard-Sonderausgabe, in dem sie Mignola als „Master of Spotting Blacks“ abgefeiert haben.
Die Abbildungen in dem Heft waren grandios. Und später habe ich in San Diego Mike einige Hellboy-Originalseiten und Buchillustrationen abgekauft. Das alles vor Augen kam ich auf die Idee, Hellboy müsste man mal als Schwarzweiß-Ausgabe veröffentlichen. Und als EEE dann auch aufgeben hat, habe ich einfach bei Dark Horse angefragt. Der damals zuständige Lizenzmanager, Lance Kreiter, war ein echt cooler Typ, der auch den Mut hatte, mit einem Newcomer zusammenzuarbeiten und der auch nichts gegen das seltsame Konzept hatte, die Serie in buchhandelskompatiblen, kleinformatigen, schwarzweißen Hardcovern zu veröffentlichen. Sein Mut wurde dann ja belohnt. Es lief echt gut, die meisten Leser waren begeistert und der dann kurze Zeit später startende erste Hellboy-Kinofilm hat natürlich auch nicht geschadet.
Übrigens hat der US-Redakteur der Serie, Scott Aliie, unsere Ausgabe gelobt, sie sei die schönste Lizenzausgabe und auch Guillermo del Toro fand bei einem Promotionbesuch für den Film unsere Bände super. Was uns natürlich sehr gefreut und auch bestätigt hat. Unser Format war dann auch die Vorlage für die neue Sin City Ausgabe bei Dark Horse, die zum Filmstart herauskam.
Chris: Wie kam es nun eigentlich dazu, mit dem nun erschienenen Kompendium noch einmal Hellboys Geschichten auf den deutschen Markt zubringen?
Andreas: Es gab natürlich auch früher schon einige Fans, die die von Mignola gezeichneten Hellboy-Abenteuer doch gern in Farbe und/oder in einem größeren Format lesen wollten – auch wenn die Serie ursprünglich als Schwarzweißserie konzipiert war. Und nach so vielen Jahren und vielen Nachdrucken der ersten Bände, dachten wir, es ist an der Zeit, die alten Ausgaben auslaufen zu lassen und nun für diese Fans (und neue Fans natürlich) eine schöne Sammelband-Ausgabe zu produzieren, die nun für die kommenden Jahre die deutsche "Referenzausgabe" von Hellboy sein soll.
Chris: Wir Comicfans wissen es natürlich schon längst. Die Geschichte von Hellboy geht dem Ende entgegen. Wie empfindest du das, als jemand der das laufend verfolgt? Ob nun privat als auch auf der geschäftlichen Ebene?
Chris: Freust du dich auf die weiteren Geschichten aus dem Hellboy-Universum wie den Spin-Offs und glaubst du, dass sie genug Eigenreiz besitzen?
Andreas: Hellboy spielt ja als junger Dämon auch weiterhin mit. Also kein Grund, sich Sorgen zu machen. Wir werden noch viel Spaß mit ihm und den anderen BUAP-Agenten, mit Lobster Johnson und Witchfinder und den anderen haben!
Chris: Du hattest bereits das Vergnügen Mike Mignola persönlich kennenzulernen. Welchen Eindruck hat er dabei auf dich gemacht?
Andreas: Ja, das war diverse male an seinem Stand auf der Comic-Con San Diego. Da ist natürlich kein Platz und auch nicht die Zeit, um besonders herzlich oder so zu sein. Er ist einfach ein netter, freundlicher Mann. Vielleicht gibt es ja irgendwann noch die Möglichkeit, mal länger mit ihm zu plaudern. Leider hat es nie funktioniert, dass er nach Deutschland kommen konnte. Versucht haben wir es oft. Die Heimat von Hellboys Bad Guys, den Nazischergen, sollte er ja schon mal besuchen.
Chris: Zum Schluss möchte ich nochmal gerne von dir wissen, was Hellboy für dich bedeutet?
Andreas: Im Vergleich zu den ganzen Superheldenstorys, die wie am Fliessband produziert werden und von Event zu Event springen und die sich ständig wiederholen, ist Hellboy definitiv etwas ganz anderes. Es ist das Lebenswerk eines bemerkenswert talentierten Mannes, der die ganze große Geschichte in Händen hält (auch wenn teilweise andere Künstler zeichnen), es ist die Lebensgeschichte eines besonderen, eigensinnigen, aber sehr liebenswerten Charakters, es sind alle Märchen und Legenden dieser Welt, es ist Abenteuer und Horror und Pulp und Monster, es ist unterhaltsamer und lustiger und besser gezeichnet als die meisten oft sehr drögen Graphic Novels – aber mindestens genau so anspruchsvoll.
Mike Mignola hatte zwar nie den Starstatus den Frank Miller mal hatte, aber mit Hellboy hat er einen viel sympathischeren Charakter geschaffen als alle die gefährlichen und psychopathischen "Helden" von Miller zusammen. Mit Hellboy möchte man einfach ein Bier trinken gehen und über alte Zeiten reden… oder über das Ende der Welt. ;)