Gott sei mit uns
Das Leben von Kyle Barnes ist nicht gerade das beneidenswerteste. Getrennt von Frau und Tochter lebte er bisher sehr zurückgezogen und alleine. Die Lasten der Vergangenheit liegen noch schwer auf seinen Schultern und von Tag zu Tag zieht er sich mehr zurück. Einzig seine Schwester besucht ihn ab und an und erinnert daran, dass er noch so etwas wie Familie hat. Als der ortsansässige Reverend Anderson ihn um Hilfe bittet, ändert sich alles in Kyles bisherigen Leben. Er erfährt, dass er ein sogenannter Outcast ist. Es ist ihm scheinbar angeboren, Dämonen aus besessenen Menschen zu vertreiben und so muss er sich ungewollt dem Kampf stellen.
Immer häufiger ergreifen sie Besitz von Menschen und sogar von Menschen, die ihm nahestehen. Scheinbar hilflos muss sich Kyle den Dämonen stellen. Dabei könnte es schwerer nicht sein, als einer der Dämonen die Macht über den Körper seiner Schwester erlangt.
Erschöpft und am Ende seiner Kräfte blickt Anderson aus dem kaputten Fenster des Familienhauses. Es ist Nacht und auf dem Rasen liegt Marks lebloser Körper zwischen Glassplittern. Herausgeworfen aus seinem eigenen Haus, von der Frau, die er liebt. Kyles Schwester ist gerettet, aber zu welchem Preis? Blaulicht erleuchtet die Hausfront. Mark wird gerade in den Krankenwagen geschoben. Der Versuch Ruhe in die Situation zu bringen, scheitert am Gespräch zwischen Kyle und Polizist Brain. Viele unbeantwortete Fragen stehen im Raum. Zeit für Antworten und Erklärungen bleibt nicht, denn das Böse hat bereits erneut seine Klauen ausgefahren und greift nach Kyles Nichte.
Das Böse in uns
Von einer fremden Macht besessen sein. Die Kontrolle über den Körper verlieren und nicht in der Lage zu sein, etwas dagegen zu tun. Es sind wohl wahrhaftig Höllenqualen, die ein Mensch durchmachen muss, wenn er sowas erlebt. Robert Kirkman gelingt es eindrucksvoll und beängstigend zugleich dies darzustellen. Seine Figuren sind hilflos und das spürt man als Leser zu jeder Sekunde. Zwar ist das gesamte Ausmaß hinter den Geschehnissen noch nicht ersichtlich, aber es verspricht, kein gutes Ende zu nehmen.
Es ist schon mehr als bewundernswert, wie es Kirkman schafft, einen solchen Stoff, den man hauptsächlich aus Film und TV kennt, zu modernisieren. Natürlich liegt das wohl auch daran, dass nicht gerade viel überzeugendes an Geschichten in den vergangenen Jahren entstand. Wie einst bei Kirkmans berühmtestem Werk "The Walking Dead" kann auch "Outcast" einem angestaubten Horror-Subgenre neues Leben einhauchen.
Die Comicvorlage bietet sich zumindest perfekt dafür an. Die Figuren sind toll geschrieben und keine reinen Abziehbilder bekannter Vorbilder. Die Geschichte ist packend erzählt und nimmt sich auch gerne Zeit, Charaktere zu beleuchten, ohne dabei an Tempo in der Erzählung zu verlieren. Aber auch Paul Azaceta macht seinen Job als Zeichner mehr als gut und schafft es perfekt, das Erzählte in Bilder zu packen. Somit liefern Kirkman und Azaceta einen mehr als guten Job ab.
Fazit
Auch der dritte Band der Reihe weiß seine Stärken voll auszuspielen. Wieder mal erwartet den Leser eine düstere und packend erzählte Geschichte. Outcast ist nicht einfach nur gut – es ist sogar verdammt gut.