Haram
Jbara lebt in Tafafilt. Sie will hier jedoch nicht leben. Sie will weg von hier. Weg von den Schafen, die sie hütet. Weg von ihrer Familie. Weg aus ihrem Leben. Der einzige, der sie begleiten soll, ist Allah, denn ihn liebt sie und zu ihm betet sie jeden Tag. Sie betet für alle diese Dinge, ist aber nun mit mittlerweile 16 Jahren immer noch hier. Das einzige Gute, was sie kennt, ist der Geschmack von Raibi Jamila, einen Granatapfeljoghurt, den sie durch ein Loch im Becherboden trinkt. Diesen bekommt sie von einem Hirten, der ab und an bei ihr im Ort vorbeischaut. Sie schläft mit ihm und redet sich ein, dass Gott es nicht sieht. Es ist nicht schön, aber ihr ist das egal, solange sie ihr Raibi Jamila hat.
Was sie tut ist "Haram" – "Verboten", denn Allah sieht alles und will keine Sünde sehen. Eine muslimische Frau muss bis zu ihrer Eheschließung rein sein, so will es der Koran, so will es Allah. Und trotz ihrer Liebe zu ihrem Gott tut Jbara das, was sie will. Sie ist jung und träumt von einem anderen Leben. Als sie nun auf einem verlorengegangenen Koffer stößt, sieht sie ihre Gebete als erhört. Sie ist bereit für ein neues Leben. Jedoch nicht für das neue Leben in ihr.
Zaniya
Entstanden nach dem Roman von Saphia Azzeddine erzählt der Comic von Eddy Simon und Marie Avril von der Suche einer jungen Frau nach Emanzipation. Der stetigen Suche nach dem Glück. Was folgt ist die Erkenntnis, dass sich eben dieses verdient werden muss. Selbst wenn man dafür bereit sein muss, den eigenen Körper zu verkaufen. Doch was ist denn wirklich Glück? Jbara wandert umher in einer Welt, in der sie leben wollte, einer Welt, von der sie um jeden Preis ein fester Teil sein wollte. Es ist nun aber die harte Realität, die sie nach und nach trifft und ihr wird nur sehr langsam bewusst, welche Rolle sie dabei einnimmt.
Zorngebete ist wahrlich kein einfacher Stoff. Die Geschichte von Jbara, dem armen Hirtenmädchen das zur Zaniya (Hure) wurde, ist hart, aber zugleich auch ehrlich erzählt und vermag nie in irgendwelche Klischees abzudriften. Sie schockiert und fasziniert einen mit jeder Seite und mit jeden Schritt, den Jbara geht. Am Ende ist es aber auch die Geschichte einer Frau, die ihren eigenen Weg finden musste und gleichzeitig auch einen Weg zurück zu ihrem Glauben.
Fazit
Eddy Simon und Marie Avril zeichnen hier nach Vorlage von Saphia Azzeddine das beeindruckende Porträt einer jungen Muslima, die in einer Welt des Glaubens nach Selbstbestimmung sucht. Ein fantastischer Comic.
Kauflink: http://www.comiccombo.de/Deutsche-Comics/Album-V-Z/Album-Zorngebete::76007.html