Wie, bitte?
Genau diese Frage werden sich sicher viele stellen, nachdem sie die letzte Seite dieses Comics umgeschlagen haben. Bereits nach wenigen Minuten kann man das im gewohnt schicken Hardcover erschienene Exemplar von Cross Cult aus der Hand legen und darüber nachdenken, was man da gerade gelesen hat. Wobei lesen wohl das falsche Wort ist. Wirklich viel gibt es da nämlich nicht und tatsächlich braucht das "Shaolin Cowboy" auch nicht. Hier wird dem Leser eine wahre Splatterorgie geboten, die ihresgleichen sucht. Herumfliegende Körperteile und verfaulte Gedärme, wohin man auch schaut. Mittendrin ein dicklicher Mönch in blauer Jeanshose und mit einem Bambusstab an dessen beiden Enden sich Motorkettensägen befinden.
Doch wer ist dieser schweigsame Shaolin Cowboy und warum kämpft er gegen eine schier unendliche Masse an nackten und vermoderten Untoten? Wo kommt er her und was ist das Ziel seiner Reise? Die Antworten auf diese Fragen findet man nur, wenn man Geduld und gut geübte Augen hat. Noch bevor man den ersten Blick auf die Hauptfigur werfen kann, wird einem die umfangreiche Geschichte des Shaolin Cowboy erzählt. Auf zwei Seiten und in mikroskopisch kleiner Schrift wird einem erklärt, was alles passieren musste, damit man hier zu diesem einzeln Felsen kommt, unter dem der Held der Geschichte in Aktion tritt.
Eier haben
Genau das beweisen die Jungs und Mädels aus Ludwigsburg eindeutig. Eine solche Geschichte nach Deutschland zu holen und damit hier eine recht überschaubare Masse an Fans zu beglücken, ist mehr als mutig. Die bisherigen Geschichten aus diesem Universum sind bei uns nicht auf Deutsch erschienen und eben dieser Umstand macht das ganze zu einem echten Risiko. Trotzdem lohnt es sich, auch als Leser Mut aufzubringen und sich "Shaolin Cowboy" zu widmen. Was es nämlich diesem Band an Story vielleicht fehlt, wird eben hier durch tolle Kampfaction ersetzt. Selten, wenn nicht sogar noch nie war das Töten und Abschlachten von Gegnern so schön in Szene gesetzt.
"Shaolin Cowboy" ist schon eine ziemlich komische Sache. Wo mich sonst die fehlende Geschichte und nicht mal in Ansatz vorhandene Charakterisierung stören würde, empfinde ich hier nun genau das Gegenteil. Ja klar, man kann sich durchaus Informationen aus dem umfangreichen Begleittext holen, der sich, wie schon erwähnt, auf den ersten Seiten des Bandes finden lässt. Doch dieser wirkt eher wie ein viel zu langer Fiebertraum des Zeichners und wirklich schlauer ist man dann auch nicht. Was also macht nun diesen Comic so besonders? Es sind vor allen die fantastisch gelungenen Bilder, die Darrow hier abliefert. Diese strotzen vor Details und daran kann und will man sich nicht satt sehen.
Fazit
"What the Fuck" in Comic-Form. Darrow liefert uns eine Edel-Splatterorgie, die ihresgleichen sucht. Man muss dem ganzen eben nur eine Chance geben. Es lohnt sich auf jeden Fall.