Grün und blau. Mehr ist nicht zu sehen, als Stefan aus dem Fenster seines Wohnwagen schaut. Eine grüne Wiese und ein blauer Himmel. Mehr ist da nicht. Wo gestern Abend noch andere Camper mit ihren Wohnwagen standen, ist nun die sich ausdehnende Leere. Zusammen mit Stefan sitzen noch neun andere Menschen plötzlich im scheinbaren Nirgendwo fest. Das Grün unter ihren Füssen reicht bis zum Horizont. Erschreckend ist aber die Tatsache, dass sich über ihnen ein wolkenloser Himmel befindet, an dem keine Sonne zu erblicken ist. Er strahlt von alleine auf sie herab und umschließt so dieses bedrückende Szenario. Wie geht man nun mit so einer Situation um? Wie geht man vor? Die Camper stehen vor mehr als einem Rätsel. Ist dies ein Traum? Das Jenseits? Schnell wird beschlossen, die Gegend zu erkunden um herauszufinden, was los ist. Was liegt hinter dem Horizont? Hinter der scheinbar endlosen Wiese? Die Antwort ist einfach und grausam zugleich. Ihre größten Albträume.
Die Unendlichkeit als Werkzeug der Angst. Gefangen im freien Raum. Abgeschnitten vom Rest der Welt, stellen sich die Figuren der Geschichte ihrer Vergangenheit und Lindqvist zeigt sich als Schreiber dabei so unbarmherzig, wie es nur geht. Seine Charaktere sind keine Helden, sondern Kinder, Mütter, Väter und Großeltern. Sie alle stellt er bloß und zeigt das wahre Gesicht von jeden von ihnen. Wahrhaftig Böses versteckt sich dabei gerade hinter einer Figur und steht in unheimlicher Verbindung mit der Welt, in der die Figuren allesamt gefangen sind.
John Ajvide Lindqvist (So finster die Nacht) wird gerne als der schwedische Stephen King bezeichnet und dieser Vergleich ist mal gar nicht soweit hergeholt. Wie schon King schafft es auch Lindqvist, eine dichte Atmosphäre zu schaffen und Figuren zu etablieren, die glaubhaft sind und mehr als nur leere Abziehbilder. Jeder von ihnen trägt ein Geheimnis mit sich und nur nach und nach zeigt sich die wahre Natur des Menschen, den man als Nachbar hat, bzw. sogar des Menschen, den man liebt und vertraut. Lindqvist offenbart uns hier die Grausamkeit, die in uns wohnen kann und lässt diese Stück für Stück frei und zieht so den Leser vollkommen in seinen Bann. Meisterhaft.
Fazit
So sehr auch das Setting befremdlich wirkt, die Charaktertiefe als auch die packende Geschichte entfalten nach und nach die Grausamkeit der Menschlichkeit und das was dahinter liegt. Physisch als auch psychisch kennt Lindqvist kaum Grenzen. Eine absolute Empfehlung alle, die dieses Genre lieben!