Gelenkt durch eine aufschäumende Wut oder die beängstigende Fassungslosigkeit, beginnen wir als Konsumierende einen heldenhaften Kampf gegen „diese Anderen“, die für all das Schlechte auf der Welt stehen. Was schlussendlich aber nur oft ein einseitiger Kampf gegen die eigene und niemals fair spielende Vorstellungskraft bleibt.
Dabei lieben wir es doch so sehr uns aufzuregen und der Konflikt bildet den Mittelpunkt – anstelle der Suche nach einer dringenden Lösung. So debattieren wir beispielsweise leidenschaftlich darüber, ob es richtig und angebracht ist, sich für den Klimaschutz auf die Straße zu kleben, anstatt über den so wichtigen Klimaschutz selbst zu reden.
Doch kommen wir zurück zu den Comics. Durch sie werden solche Probleme nach vorne getragen und sichtbar. Comics können das und genau das macht sie manchmal so unglaublich stark.
Als erster Comic überhaupt schaffte es das autobiographische Werk Ducks – Zwei Jahre in den Ölsanden von Katie Beaton auf die literarische Jahres-Bestenliste von Ex-Präsident Barack Obama und sorgte schon damit allein für gewaltig Aufsehen.
Ihre persönliche Aufarbeitung über die zweijährige Arbeit bei einem kanadischen Öl-Unternehmen ist dabei vor allem eine sozialkritische Auseinandersetzung und eine Visualisierung, der es mühelos und ebenso authentisch gelingt, die Probleme einer Frau in einem von Männern dominierten Feld zu offenbaren.
Zurecht gab es dafür auch jüngst den Eisner-Award in der Kategorie Best Graphic Memoir. Dies ist übrigens nicht ihr erster Eisner. Bereits 2018 konnte sie sich mit ihrem Web-Comic The Tea Dragon Society einen dieser begehrten Comic-Preise sichern.
In ihrem aktuellen und knapp 450 Seiten langen Werk ist derweil wenig harmonisch. Schon ab Tag Eins wird die damals 21-jährige Katie zum ungewollten Blickfang ihrer zumeist männlichen Kollegen. Ein Schicksal ,das sie zwar nicht allein trägt, aber dennoch ertragen muss. Beaton kann sich wehren und Akzeptanz schaffen, aber die Blicke bleiben.
Und auf diese folgen das gelegentliche Rütteln am Türknauf ihres Zimmers bei Nacht. Diese Welt ist rau und so schmutzig wie das Geschäft was dort vor Ort betrieben wird. Ob nun mit oder ohne Katie.
Ihre Geschichte ist aufwühlend und verdient es daher erzählt zu werden. Was ihr und vielen anderen Frauen geschah, ist weder das einfache Resultat von aufgeschobener Gleichstellung oder fehlgeleiteter Erziehung. Es ist ein System, das weiterreicht als jeder Horizont und noch immer tief in unserer Gesellschaft wütet.
Es zerrt seine Kraft aus der Haltung der Menschen und dem Unwillen zur Veränderung. Es bracht daher mehr solche Bücher und noch so viel mehr darüber hinaus.